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Auktionshandel

100 Jahre Karl & Faber: 20 Prozent mehr Umsatz alle drei Jahre

Mit der Versteigerung rarer Bücher fing es 1923 an. Heute zählt das Münchener Auktionshaus Karl & Faber zu den erfolgreichen Kunstversteigerern in Deutschland.Sabine Spindler 13.06.2023 - 08:16 Uhr Artikel anhören

Die Nähe zu großen Sammlern spielt im Auktionsgeschäft keine geringe Rolle. 2017 diskutierte der Hamburger Sammler und Unternehmer mit dem Auktionator über das Abenteuer des Sammelns und die Autonomie der Kunst.

Foto: Verena Kathrein; Karl & Faber Kunstauktionen

München. Ende Juni wird das Auktionshaus Karl & Faber die Gegenwartskunst erstmals in einer Location mit Loft-Charme präsentieren. Aber nicht aus Expansionswut, „sondern weil wir am Amira-Platz während der Vorbesichtigung aus allen Nähten platzen und die großformatigen Zeitgenossen sich in der ehemaligen Fabrikhalle besser visualisieren lassen“, erläutert Auktionator Rupert Keim dem Handelsblatt.

Kein Auktionshaus kann die Trends des Kunstmarktes ignorieren. Die 100-jährige Geschichte von Karl & Faber spiegelt die Verflechtung zwischen Marktentwicklungen und erfolgreichem Agieren denn auch bestens wieder. Georg Karl und Curt von Faber du Faur gründeten 1923 mitten in der Wirtschaftskrise ein Buchantiquariat. Gleich die erste Auktion 1927 mit seltener Barockliteratur aus der Sammlung Victor Mannheimer setzte einen Markstein. Die Erstausgabe von Grimmelshausens „Simplizissimus“ erzielte den Spitzenpreis von 1750 Goldmark.

Die Versteigerung der fürstlichen Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek in den 1930er-Jahren brachte internationale Kundschaft und Renommee. In den Jahren darauf erweiterte man das Repertoire um Handschriften, Grafik und Gemälde. Die Nazi-Zeit war keine Dekade für Höhenflüge.

Als NSDAP-Mitglied durfte Georg Karl weiter agieren. Aber die internationale und jüdisch-deutsche Kundschaft blieb aus. An abgepressten und geraubten jüdischen Sammlungen habe sich das Unternehmen nicht bereichert, sagt Rupert Keim,. Die Lizenz dafür hatte das Auktionshaus Weinmüller.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte Karl & Faber stärker auf Kunstauktionen. Albrecht Dürers komplette, 16 Blatt umfassende Kupferstich-Folge der Passion wechselte 1956 für damals für stattliche 20.700 DM den Besitzer. Wohin sich der Kunstmarkt bewegt, spürte der Junior-Chef Louis Karl schon Anfang der 60er-Jahre. Er baute die Kontakte zum US-amerikanischen Markt aus, zu den Nachfahren von George Grosz und Lyonel Feininger und emigrierten Kunsthändlern.

Junior-Chef Louis Karl, Rupert Keims Vorgänger, baute seit den sechziger Jahren die Kontakte zum US-amerikanischen Markt aus, zu den Nachfahren von George Grosz und Lyonel Feininger und emigrierten Kunsthändlern.

Foto: Karl & Faber Kunstauktionen

Die moderne Kunst bescherte Top-Ergebnisse. Papierarbeiten von Chagall, Munch, Beckmann wechselten für atemberaubende Summen zwischen 30.000 und 60.000 DM. Im Saal saßen die großen Sammler dieser Zeit. Lothar Günther Buchheim konkurrierte mit dem Wiener Rudolf Leopold, der Galerist Rudolf Zwirner steigerte gegen seinen Kollegen Alfred Gunzenhauser.

Karl & Faber erzielte Höchstpreise, auch für das mehr und mehr ausgebaute Gemälde-Segment. Für 28.750 DM ging 1960 Pablo Picassos Gemälde „Tete de Femme“ von 1941 über die Bühne. Für diesen Preis kann man heute nicht mal mehr eine farbige Zeichnung des Jahrhundertkünstlers erwerben. Satte 600.000 Euro musste ein Sammler vergangenes Jahr einsetzen für dessen Gouache „Pierrot et Arlequen à la Terrasse d´un Café“.

Die Auktionen „Aquarelle und Zeichnungen der Romantik“ aus der Sammlung Haniel und die Expressionismus-Sammlung des Verlegers Reinhard Piper um 1980 waren nicht nur Höhepunkte, sie charakterisierten bereits das noch heute gepflegte Profil des Hauses von Alten Meistern bis zur Gegenwart.

Regelmäßig diskutiert man bei Karl & Faber über Tendenzen des Kunstmarktes und stellt die Gespräche auf Youtube ein wie etwa diese Unterhaltung über Markttransparenz.

Foto: Martin Piechotta; Karl & Faber Kunstauktionen

Heute liegt der Fokus noch stärker auf Gemälde der Moderne und der Gegenwart. Mit Erfolg: Keims Meisterstück, so ist in der im Hanser-Verlag erschienenen, thematisch breit gefächerten Firmenpublikation zu lesen, war mit einem Ergebnis von 975.000 Euro Heinrich Campendonks Gemälde „Mädchen mit Katze“ von 1918. Jeweils 400.000 Euro fuhr er für Sigmar Polkes übermaltes Foto „Quett“ und für Frank Auerbachs Gemälde „J.Y.: Seated in teh Studio III“ ein.

Modern war das Haus übrigens auch in Personalfragen. Als eine der ersten Auktionatorinnen steht seit 2008 auch Sheila Scott am Auktionspult. Nach eigenen Angaben hat Karl & Faber die Summe der Erlöse in den letzten Dekaden alle drei Jahre um 20 Prozent gesteigert.

Diese Sprünge hatte der damals 31-Jährige wohl nicht vor Augen, als er 2003 das Haus mit seinem Bruder, seiner Frau und seiner Schwägerin als Gesellschafter für einen „moderaten sechsstelligen Betrag plus Beratervertrag für Louis Karl“ übernahm. Ihr damaliger Konkurrent war übrigens der Kunsthändler Rüdiger K Weng, der heute mit Weng Fine Art einen ganz anderen Weg einschlug.

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Der nächste große Schritt? „Wir wollen eine stärkere Relevanz innerhalb der europäischen Auktionslandschaft erreichen und glauben, dass der französische Markt für unsere Angebote sehr viel Potenzial birgt.“ sagt Rupert Keim auch im Hinblick, dass das nächste Jubiläum garantiert kommt.

Mehr: Moderne und zeitgenössische Kunst: Keine Flaute für Spitzenkunst bei Ketterer

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