Nationalsozialismus
Minen statt Waschmaschinen: Die Rolle von Miele im Zweiten Weltkrieg

Düsseldorf. Beim Besuch ehemaliger Zwangsarbeiterinnen 1997 brachte Tatjana Petrovic ein Erste-Hilfe-Köfferchen von Miele mit – sie hatte es nach dem Ende ihrer Zwangsarbeit im Werk Gütersloh im März 1945 mit in ihre Heimat, die Ukraine, genommen – und 52 Jahre später dem Familienunternehmen zurückgebracht.
Viele solcher kleinen Geschichten waren es bislang, die das Narrativ von Miele während der Zeit des Nationalsozialismus bildeten. Ein vollständiges Bild, das gab es auch 75 Jahre nach Kriegsende nicht.
Mit Anekdoten wollten sich die Familien der Unternehmensgründer Miele und Zinkann jedoch nicht mehr zufriedengeben, sagen die heutigen geschäftsführenden Gesellschafter Markus Miele und Reinhard Zinkann: „weil wir in Gesprächen mit Vorfahren und ehemaligen Beschäftigten über die Jahre den Eindruck gewonnen hatten, dass längst nicht alle Ereignisse bei Miele während der Jahre 1933 bis 1945 präzise überliefert sind.“
Vieles sei im Chaos des Krieges und der Nachkriegsjahre schlicht nicht ordentlich dokumentiert worden oder verloren gegangen. Sie wollten es daher genauer wissen – und beauftragten die Historikerin Andrea Schneider-Braunberger, die Rolle des Familienunternehmens während der Zeit des Nationalsozialismus genauer zu erforschen.