Kommentar
Die Kritik der Aufsichtsräte ist gut, Kontrolle wäre aber besser


Es ist eine Aussage, die durchdringt: „Hätte ich gewusst, worauf ich mich einlasse, ich hätte dankend abgelehnt.“ Getätigt hat sie ein ausländischer Dax-Kontrolleur, als er nach seinen bisherigen Erfahrungen in diesem Amt befragt wurde.
Auch viele andere der nicht-deutschsprachigen Dax-Kontrolleure zeigten sich frustriert über ihre Erfahrungen im deutschen System. Dieses sei „zu bürokratisch“, erlaube „keinen Einfluss auf die Strategie“ und „ohne Deutsch“ bleibe man „außen vor“.
Die Kritik ist gut, sie trifft in Teilen wie ein spitzer, gut geworfener Pfeil ins Schwarze. Eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem deutschen System wäre aber noch besser.
Dass das deutsche System einerseits sehr bürokratisch und formalistisch angelegt ist, daran gibt es auch unter deutschen Aufsichtsräten und Experten wenig Zweifel. Selbst ehemalige Top-Manager und -Managerinnen mit jahrzehntelanger Erfahrung sagen oft etwa auf Hauptversammlungen ohne ihre Rechtsbeistände keinen Pieps.
Dass in Gremien von international tätigen Konzernen, die 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland machen und deren Aktionäre zu 90 Prozent aus dem Ausland kommen, nach wie vor ausschließlich Deutsch gesprochen wird, ist kaum zu glauben.