Telekommunikation
Zensur durch Künstliche Intelligenz? Warum uns das Handy das Fluchen verbietet

Auf Smartphones werden Schimpfwörter per Liste herausgefiltert.
Berlin. „Ping!“, macht mein Handy, und ich schaue auf das Foto, das mir mein Date geschickt hat: Platter Fahrradreifen, eine Schraube steckt noch drin. Ich tippe ins Handy, ob nur der Reifen „im Arsch“ ist oder ob auch die Felge beschädigt sei. Und da fällt mir wieder auf, was mich bei meinem Smartphone schon länger stört: Es lässt mich nicht ordentlich fluchen. „Arsch“ wird als falsch angezeigt. Super, wenn fluchen, dann also mit richtiger Rechtschreibung? Die Alternativvorschläge sind „rasch“ oder „harsch“. Dummes Scheißding.
Ich tippe weiter. Bei meinem Vertipper „scheise“ ein ähnliches Problem: Kein Vorschlag dafür, dass ich „scheiße“ gemeint haben könnte. Wenn ich aber lange auf das „s“ drücke und „ß“ auswähle, dann ploppt sofort das Scheiße-Emoji auf. Also doch ganz smart die Tastatur. Will mich mein Handy schreibend nicht fluchen lassen? Wer und was steckt dahinter?
Das Date kommt trotzdem zustande, die Fragen aber lassen mich nicht los. Victor Zimmermann, Computerlinguist und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig und Britta Schneider, Professorin für Sprachgebrauch und Migration an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder sind kein bisschen überrascht oder pikiert, dass ich mit ihnen über schriftliches Fluchen reden möchte.