Diesel-Betrugssoftware
Audi schreibt Brief an Händler – Auslieferung von Modellen A6 und A7 noch für Wochen gestoppt

Die neue Software hatte Audi auf Zehntausenden Autos weltweit aufgespielt.
Düsseldorf. Audi muss den Verkauf seiner bei Dienstwagenfahrern beliebten Modellreihen A6 und A7 wochenlang stoppen. Das geht aus einem Brief von Audi-Vertriebsleiter Martin Sander an die Audi-Händler hervor, der dem Handelsblatt vorliegt.
Audi arbeite mit Hochdruck daran, ein Software-Update zu entwickeln, mit der die jüngst bekannt gewordene Manipulation der Abgasreinigung behoben wird. „Wir gehen aktuell davon aus, dass das Software-Update im dritten Quartal 2018 bereitstehen wird“, heißt es in dem Brief weiter.
Audi bezeichnet das Update als „Anpassung bestimmter Emissionsstrategien“. Betroffen seien alle Audi A6 und A7 der siebten Generation mit Drei-Liter-V6-Dieselmotoren und Euro-6-Norm. Weltweit geht es um 60.000 Autos, 30.000 davon in Deutschland.
Der Audi-Vertriebsleiter fordert die Händler weiter auf, neue Autos nicht zu verkaufen und auch nicht an die Kunden zu übergeben, bis das Kraftfahrtbundesamt das Software-Update genehmigt hat. Gleiches gilt für Gebrauchtwagen der Modellreihe.
Fahrzeuge, die gerade produziert werden, sollen demnach im Werk bleiben und erst mit dem neuen Software-Update ausgeliefert werden. Bereits an Kunden ausgelieferte Autos könnten Kunden weiter nutzen – von einem Rückruf der Autos steht nichts in dem Brief.
Audi hatte die Auffälligkeiten am Abgasverhalten vergangene Woche dem Kraftfahrtbundesamt gemeldet. Zuerst hatte der „Spiegel“ über den Auslieferungsstopp berichtet.
Dem Magazin zufolge sind die Autos mit einem sogenannten SCR-Katalysator zur Reinigung der Stickoxide ausgestattet. Dieser benötigt für einen reibungslose Funktion Harnstoff – AdBlue, der in einem zusätzlichen Tank untergebracht ist.
Der Harnstoff wird in den Abgasstrom eingespritzt und sorgt dafür, dass die Stickoxide in harmlosen Stickstoff und Wasserdampf umgewandelt werden. Damit der Kunde nicht selber Harnstoff nachfüllen müsse, sondern erst die Werkstatt beim nächsten Service, habe Audi die Einspritzung der Reinigungsflüssigkeit offenbar 2400 Kilometer bevor sie zuneige geht stark gedrosselt.
In der Zeit, da die Zufuhr von Harnstoff abgeregelt sei, funktioniere der SCR-Katalysator zur Reinigung von Stickoxiden im Abgas nicht oder nur extrem eingeschränkt. Das giftige Gas entweicht damit laut Bericht in hohen Konzentrationen aus dem Auspuff.
Der Brief an die Audi-Händler im Wortlaut
Sehr geehrte Audi Partner,
im Zuge unseres hohen Qualitätsanspruches an unsere Produkte haben unsere laufenden Analysen ergeben, dass bei Audi A6 und Audi A7 Fahrzeugen der 7. Generation (C7) mit V6 3.0l TDI 200KW EU6 Dieselmotoren eine Anpassung bestimmter Emissionsstrategien erforderlich wird. Hierfür wird die AUDI AG ein Software Update durchführen.
Erste Abstimmungen hierzu wurden bereits mit den Behörden gestartet. Eine behördliche Freigabe des Software Update wird jedoch noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Sobald die Freigabe des Software Update erfolgt ist und mit dem Aufspielen auf die Fahrzeuge begonnen werden kann, werden wir Sie umgehend informieren.
Die von dieser Maßnahme betroffenen Modelle A6 und A7 (C7) 3.0l TDI 200KW EU6 sind einheitlich über den Motorkennbuchstaben „CRTD“ und den Abgasstandard „7MM“ oder „7CF“ zu identifizieren.
Für die Fahrzeuge fordern wir Sie auf, in Ihrem Handelsbetrieb folgendes sicherzustellen:
Die AUDI AG arbeitet mit Hochdruck daran, das Software-Update zu entwickeln, ausführlich zu testen und dann eine Freigabe durch die zuständigen Behörden zu erhalten. Wir gehen aktuell davon aus, dass das Software-Update im dritten Quartal 2018 bereitstehen wird.
Die Fahrzeuge, die sich aktuell in Produktion befinden und in den kommenden Wochen produziert werden, verbleiben im Werk und werden erst mit dem neuen Softwarestand an den Handel ausgeliefert.
Die Fahrzeuge, die sich bereits erstzugelassen in Kundenhand befinden, sind technisch sicher, fahrbereit und können weiter genutzt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Sander
Leiter Vertrieb Deutschland