Menü
  1. Arts und Style
  2. Kunstmarkt
  3. Ergebnisse der Sommerauktionen in London: Für jeden Geldbeutel etwas

Moderne und zeitgenössische Kunst

Ergebnisse der Sommerauktionen in London: Für jeden Geldbeutel etwas

Auf 127 Pfund kam das preiswerteste Los, auf 85 Millionen das teuerste. Die in London versteigerte Moderne und zeitgenössische Kunst vermittelt das Bild eines volatilen Marktes.Stephanie Dieckvoss 06.07.2023 - 13:14 Uhr Artikel anhören

Christie's verkaufte die Landschaft von 1896 im Bereich der oberen Schätzung für 8 Millionen Pfund.

Foto: Christie's

London. Die Londoner Auktionen für zeitgenössische Kunst spiegeln den aktuellen Stand des Kunstmarktes wider. Trophäen verkauften sich vor allem bei Sotheby’s im globalen Markt für Spitzenpreise. Das untere Ende des Marktes brach bei Phillips jedoch fast völlig ein. Christie’s hielt seine Position mit einem sicheren Angebot stabil während Bonhams, das im letzten Jahr einige regionale Auktionshäuser aufkaufte, von einem verbesserten Netzwerk profitierte. Alles in allem ein gemischtes Bild.

Sotheby’s konnte mit dem späten Meisterwerk von Gustav Klimt „Dame mit Fächer“ (1917/18) den Star der Auktionswoche anbieten und gleich zwei Rekorde verzeichnen: Das Bildnis wurde mit 83,5 Millionen Pfund zum teuersten Werk von Klimt, das jemals öffentlich verkauft wurde, und zum teuersten in Europe versteigerten Werk. 1994 war es an den jetzigen Einlieferer für 11,6 Millionen US-Dollar in New York – ebenfalls von Sotheby’s – verkauft worden.

In den 1980er-Jahren wurde die „Dame mit Fächer“ wohl illegal aus Österreich ausgeführt, aber dem Eigentümer, der davon nichts wusste, Immunität zugesprochen, wenn er es dem Belvedere in Wien leihen würde. Weiterhin wurde ihm garantiert, dass er das Bild wieder ausführen durfte. So kam es im letzten Jahr zu einer Sonderausstellung in Wien, die das Bild aufwertete.

Wie Sotheby’s bestätigt, hat das Gemälde nun eine 50 Jahre anhaltende Immunität. Ob das bedeutsam wird, kann man jedoch anzweifeln, wurde es doch nach einem zehnminütigen Bietgefecht an einen in Hongkong ansässigen Sammler und Kunden der Kunstberaterin Patti Wong verkauft. Erwartet hatte das Auktionshaus um die 65 Millionen Pfund. Das Ergebnis zeigt, dass vor allem asiatische Sammler tief in die Taschen greifen können, um begehrte Objekte zu ihren Sammlungen und Portfolios hinzuzufügen.

Obwohl die Sotheby’s Auktion insgesamt gut verlief, gab es doch auch Probleme. Positiv ist, dass sich – ob jung oder alt – Raritäten gut verkaufen, wenn sie im Trend liegen. Dafür spricht das ausgezeichnete Ergebnis für eine Arbeit des jung verstorbenen Michel Majerus. „MoM Block Nr. 57“ von 1999 erzielte 660.000 Pfund. Die Erwartung belief sich auf 250.000 bis 350.000 Britische Pfund.

Das Bildnis kam auf 83,5 Millionen Pfund, weit über der Erwartung, die bei 65 Millionen Pfund lag.

Foto: Sotheby's

Erfreulich ist die Anerkennung für die kenianisch-britische Keramikerin Magdalene Obundo. Ihre Terrakotta-Vase, für die 100.000 bis 150,000 Pfund erwartet wurden, spielte mit 533.000 Pfund einen Weltrekord ein. Englische Haushaltsnamen wie Lucien Freud, Frank Auerbach und auch der Bildhauer Lynn Chadwick sind über Großbritannien hinaus geschätzt.

Chadwicks überlebensgroße Bronzeskulptur „Paar auf der Bank“, die Nummer 2 einer Auflage von 6, erzielte knapp 2 Millionen Pfund. Geschätzt war sie auf 1,2 bis 1,8 Millionen Pfund. Sotheby’s bot als einziges Haus recht viel Skulptur an. Simon Stock, Senior-Experte für Impressionismus und Moderne, betonte dem Handelsblatt gegenüber. „Skulptur verlangt oftmals Vorüberlegung, da man sich – egal wie groß sie ist – Gedanken über den Raum, den sie einnehmen wird, machen muss. Aber die Preise für Skulptur stiegen in den letzten Jahren stetig.“

>> Lesen Sie auch: Keine Flaute für Spitzenkunst bei Ketterer

Weniger stabil hingegen war in der ganzen Woche der Markt für die Nachwuchskünstler, deren Preise in den letzten Jahren mit Spezialauktionen gehypt wurden. Aber in dieser Saison sah man, dass einige Sammler kalte Füße bekommen. Arbeiten von Künstlerinnen wie Hilary Pecis, Emily Mae Smith, und Louise Bonnet wurden zurückgezogen. Ein Porträt von Kerry James Marshall verkaufte sich unterhalb der Schätzung.

Die Now-Auktion bei Sotheby’s brachte bei einer Verkaufsrate von 93 Prozent, 8,7 Millionen Pfund, während die eigentliche Abendauktion mit einer niedrigeren Rate von 85 Prozent verkaufter Lose 190,3 Millionen Pfund einspielte.

Die stilistisch unentschiedene, farblich attraktive Landschaft von 1908 erzielte bei Sotheby's 2,6 Millionen Pfund.

Foto: Sotheby's

Christie’s Gesamtresultat waren moderate 64 Millionen Pfund, erzielt mit 66 angebotenen Losen und einer hohen Verkaufsrate von 92 Prozent. Auch hier zeigt die gute Statistik nicht, dass nicht wenige der Lose unterhalb der im Katalog verzeichneten Schätzungen angeboten und verkauft wurden.

Verwandte Themen Großbritannien

Christie’s bestätigte nach der Auktion, dass die mit den Einlieferern abgesprochenen Mindesterwartungen (Reserven oder Limits) dem Markt angeglichen wurden. Der Unsicherheit fiel eine frühe foto-realistische Arbeit von Gerhard Richter zum Opfer. „Grünes Feld“ von 1969 konnte das Limit nicht erreichen und ging unverkauft zurück. Die Schätzung lag bei 4 bis 6 Millionen Pfund.

Rekordpreis für den rumänischen Maler Victor Man

Richters Gemälde hing als Langzeitleihgabe seit 2001 im Kunstmuseum Bonn. Tessa Lord von Christie’s gab in der Pressekonferenz nach der Auktion zu, dass der Markt für frühe Landschaften von Richter nicht einfach ist. Überraschend hingegen war das Ergebnis für das Bild „Weltinnenansicht“ des Rumänen Victor Man. Es stellte bei einer Schätzung von 100.000 bis 150.000 Pfund mit 1,7 Millionen Pfund einen signifikanten Künstlerrekord auf.

Toplos der Auktion war einer der seltenen Impressionisten im Angebot. Paul Signacs Landschaft „Calanque des Canoubiers (Pointe de Bamer), Saint-Tropez“ von 1896 verkaufte sich im Bereich der oberen Schätzung für 8 Millionen Pfund. Insgesamt brachte die Auktion wenig Spannung. Sie zeigte aber auch, dass bei angeglichenen Preisen Käufer durchaus aktiv sind.

Bonhams Erfolg gegen den Trend

Bonhams verdient in dieser Saison Erwähnung. Bei ihrem kleineren Angebot wurden gegen den Trend 25 bis 40 Prozent der Arbeiten oberhalb der Schätzungen verkauft, wie Abteilungschefin Leonie Grainger zufrieden betont. Eine europäische Privatsammlung mit einer starken Gruppe von Arbeiten von Lucio Fontana zog das Sammlerinteresse auf sich.

Davon profitierte auch die Hauptauktion. Ein Banksy aus der Sammlung des Modemachers Sir Paul Smith erzielte mit 1,7 Millionen Pfund ein gutes Ergebnis. Hier kam die Mehrzahl der Bieter aus Dubai und Asien. Amerika war in London auffällig abwesend. Grainger betont zusammenfassend: „Die Sammler waren differenzierter. Aber wenn die Qualität da war, waren sie da und bereit, viel zu bieten.“

>> Lesen Sie auch: Jubiläum bei Karl & Faber: 30 Mal sechsstellig zugeschlagen

Phillips sah davon recht wenig. Das Auktionshaus bot ein neues Auktionsformat für die Juniauktionen an. „20th Century to Now“ war die einzige Auktion mit 111 Losen. Sie erzielte nur 9 Millionen Pfund. Arbeiten von Emily Mae Smith und Sara Hughes blieben ebenso unverkauft wie Arbeiten von Andy Warhol, Richard Prince, Banksy und Yayoi Kusama.

Zwei Zeichnungen von Bernard Meadows aus der Lemann Sammlung New Orleans waren auf 700 bis 1000 Pfund geschätzt. Sie verkauften sich ohne Limit für nur 127 Pfund. Insgesamt lag die Verkaufsrate bei 84 Prozent.

Erklärung für ein mageres Resultat

Cheyenne Westphal, Chair von Phillips beschreibt auf eine Anfrage per Email die Auktion als „solides Ergebnis“ und „Erfolg“. „Wir haben schon immer Experimentalität, Flexibilität und Adaption geschätzt und antworten damit proaktiv auf die immer wechselnden Bedingungen im Auktionskalender.“

Das mag man verstehen, wie man will. Eine „New Now“-Auktion wird in London am 13. Juli stattfinden. Vielleicht versteht man dann die Strategien, und vor allem deren Erfolg oder Misserfolg, besser.

Emma Ward von Ward Moretti bewertete die Auktionen positiv. „Nach den Mai-Auktionen in New York herrscht immer ein großer Druck auf den Londoner Häusern, da so viel Material auf den Markt kam. Es gibt wenig Zeit, eine ähnliche Qualität in London anzubieten. Und wenn man das bedenkt, dann waren die Ergebnisse relativ solide.“ Ward glaubt, London bleibe weiterhin der dominante Markt in Europa. Sie sähe nicht, dass sich das ändern würde. „Ich denke, der Rest des Jahres wird weiterhin so verlaufen wie bisher.“

Mehr: Rekordzuschlag nach Zweikampf um Klimt-Porträt

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
Gutscheine
OTTO - Exklusive Rabatte und Gutscheine
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Gutscheine
Die neuesten Gutscheine und Aktionen bei Lieferando
Anzeige
Gutscheine
Die besten Gutscheine zum shoppen und sparen
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt