Gehalt: Mit diesen Jobs gehören Sie zu den Spitzenverdienern in Deutschland

Hochrangige Manager in Dax-Konzernen, Anwälte in Topkanzleien oder Ärzte: Viele Deutsche haben eine klare Vorstellung davon, in welchen Berufen Beschäftigte das meiste Geld verdienen können. Tatsächlich müssen Angestellte kein Millionengehalt bekommen, um zu den Topverdienern zu gehören, wie eine exklusive Auswertung der Plattform Stepstone zeigt. Analysten der Jobbörse Stepstone haben für das Handelsblatt ausgewertet, welche Jahresgehälter nötig sind, um zu den obersten ein, fünf oder zehn Prozent zu zählen. Die Schwelle liegt dabei niedriger, als viele vermuten dürften. Welche Jobs das höchste Gehalt bieten – und auch in Zukunft ein hohes Einkommen garantieren. Jan Schulz-Gebhard, Vermögensforscher an der Universität Bamberg, sagt: „Nahezu alle Menschen ordnen sich in der Mittelschicht ein – ganz gleich, ob sie tatsächlich sehr wenig oder sehr viel besitzen.“ Zwischen Selbstwahrnehmung und der Faktenlage scheint also eine Differenz vorzuliegen. Um belastbare Vergleichswerte zu schaffen, hat Stepstone auf mehr als eine Million Vergütungsdaten zugegriffen. Diese wurden zwischen Januar 2022 und November 2024 auf der Plattform abgegeben, inklusive Boni, Provisionen und Prämien. So viel verdient das oberste Prozent in Deutschland Laut der Auswertung von Stepstone liegt das Mediangehalt des am besten verdienenden ‚einen Prozents‘ in Deutschland bei 143.750 Euro – und ist damit etwa dreimal so hoch wie das von einem durchschnittlichen Beschäftigten. Das Mediangehalt ist der Betrag, bei dem die Hälfte der Menschen in einer Gruppe weniger und die andere Hälfte mehr verdient. Es zeigt ein typisches Einkommen einer Gruppe genauer als das Durchschnittsgehalt, das von extrem hohen oder niedrigen Werten beeinflusst werden kann. Die obersten fünf, beziehungsweise zehn Prozent kommen laut Stepstone auf 97.000 Euro und 80.000 Euro brutto im Jahr. Die Personalberatung Kienbaum hat ähnliche Werte ermittelt: Nach deren Daten betrug das Gehalt des obersten ‚einen Prozents‘ im Jahr 2024 ebenfalls etwas mehr als 140.000 Euro. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat Anfang April Zahlen zum Gehaltsvergleich veröffentlicht. Mit etwa 213.000 Euro lag der Medianverdienst des obersten ‚einen Prozents‘ bei Destatis deutlich höher als bei Kienbaum und Stepstone. » Lesen Sie auch: „Machtverhältnisse verschieben sich zugunsten der Firmen“: Bewerber haben es wieder schwerer Der Unterschied erklärt sich wie folgt: Die Daten von Stepstone beziehen sich auf einen standardisierten Jahresverdienst bei einer 40-Stunden-Woche, die Statistik von Destatis auf das tatsächliche Jahreseinkommen. Das heißt, es können auch Daten einfließen, die sich auf mehr als 40 Wochenstunden beziehen. Zudem berücksichtigte Stepstone im Gegensatz zum Statistischen Bundesamt nur sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. In diesen Bundesländern verdienen Deutsche am meisten Im Schnitt sind die Gehälter laut Stepstone im Stadtstaat Hamburg am höchsten, dicht gefolgt von Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Deutlich darunter liegt das Gehalt der Topverdiener in den neuen Bundesländern. In Sachsen-Anhalt etwa kommt das am besten verdienende ‚eine Prozent‘ nur auf ein Mediangehalt von 97.750 Euro – und liegt damit deutlich unter dem Spitzengehalt in Hamburg oder Hessen. „In Hamburg und Hessen sowie im Süden sind viele global agierende Unternehmen vertreten, die den Kern der deutschen Wirtschaft ausmachen“, erklärt Stepstone-Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann den Unterschied. Dementsprechend besser sind dort die Verdienstmöglichkeiten. Im hessischen Frankfurt am Main etwa ist die Finanzbranche mit der Deutschen Bank und der Deutschen Börse stark vertreten. In Hamburg sind der Flugzeugbauer Airbus oder Logistiker wie Hapag-Lloyd ansässig. Und im Süden haben nicht nur Automobilkonzerne wie BMW oder Mercedes-Benz ihren Hauptsitz, sondern auch viele Maschinenbauer und Technologieunternehmen wie Siemens, MTU oder Trumpf. Spitzengehalt: In diesen Positionen haben Sie gute Chancen Besonders gut verdienen nach den Gehaltsdaten von Stepstone unter anderem Berater, Finanzexperten oder Ärzte. Ein Partner in einer Wirtschaftskanzlei oder einem Beratungsunternehmen bekommt im Median demnach 144.000 Euro brutto im Jahr. Bei einem Chief Financial Officer liegt es bei 133.500 Euro, wobei hier gerade bei einem großen Unternehmen noch deutlich mehr drin sein kann. Zum Vergleich: Ein Tischlermeister verdient dagegen nur 45.750 Euro brutto im Jahr. Neben dem Berufsprofil und dem Standort haben weitere Faktoren Einfluss darauf, wie viel jemand verdient. Der wohl wichtigste ist, ob jemand Personalverantwortung hat. Laut Stepstone bekommen rund neun Prozent aller Beschäftigten, die ein Team führen, mehr als 100.000 Euro. Ohne Personalverantwortung sind es nur knapp zwei Prozent. Michael Kind, Gehaltsexperte bei der Personalberatung Kienbaum, bestätigt das. Am wahrscheinlichsten, sagt er, sei ein Spitzenverdienst um die 140.000 Euro im Jahr im Topmanagement oder unter Bereichsleitern. „In einigen Unternehmen, etwa sehr großen, finden sich diese Gehälter auch bei Abteilungsleitern oder sogar Experten – wobei Letzteres eher selten ist.“ » Lesen Sie auch: Wann Sie auch üppige Angebote ablehnen sollten Stepstone-Experte Zimmermann sagt, ein Spitzengehalt sei zwar auch ohne Führungsverantwortung möglich. Dafür brauchen Angestellte aber eine hoch spezialisierte und sehr gefragte Qualifizierung und sollten in einem möglichst großen Unternehmen arbeiten. Die höchsten Gehälter bekämen hier zum Beispiel ITler, wie der Senior Solution Architect (102.250 Euro), Berater oder Juristen, die sich etwa um Patente kümmern (106.500 Euro). Zu den obersten fünf Prozent der Bestverdienenden gehören laut Stepstone etwa Fachärzte (Median: 97.500 Euro). Gleiches gilt für Piloten mit 96.250 Euro. Unter die bestverdienenden zehn Prozent schaffen es mit einem Mediangehalt von 80.000 Euro etwa auch der Vertriebsingenieur oder ein Industriemeister im Bereich Chemie mit 80.250 Euro brutto im Jahr. Gehaltsentwicklung: Welche Jobs künftig ein sehr gutes Gehalt garantieren In Zukunft geht Zimmermann davon aus, dass neben Ärzten oder Beratern auch Positionen rund um Künstliche Intelligenz oder Cybersicherheit stark gefragt sein werden – und diese Jobs dementsprechend ein hohes Gehalt garantieren dürften. Obwohl die Expertenkarriere auch laut Kienbaum-Berater Kind an Relevanz gewinnt, schätzt er, dass weiterhin der Weg an die Spitze der Unternehmenshierarchie der vielversprechendste für einen sehr hohen Verdienst ist. Topgehälter, sagt er, würden vor allem für Positionen gezahlt, welche nah an den Entscheidungen zum Unternehmenserfolg sind. » Lesen Sie auch: Sicherer Job, gutes Gehalt: Diese Spezialisten sucht die Rüstungsindustrie aktuell Zwar ist zuletzt in den Studien zur Gehaltsentwicklung von Kienbaum der Verdienst von Fachkräften und Spezialisten stärker gestiegen als der von Managern und Führungskräften – aktuelle Prognosen würden aber zeigen, dass sich die Steigerungsraten der kleineren Einkommensklassen wieder denen der oberen annähern. Denn: „Die Inflation als Treiber und ihre Auswirkungen zum Beispiel auf Tarifabschlüsse hat wieder deutlich abgenommen“, sagt Kind. Ab wann gilt man in Deutschland als reich? Ab wann man in Deutschland reich ist, ist laut Vermögensforscher Schulz-Gebhard unterschiedlich definiert. Dabei sei es wichtig, zwischen dem Einkommen, also den Einnahmen über eine bestimmte Zeitspanne, und dem Vermögen, also dem Geld, das Menschen bereits haben, zu unterscheiden. „Die Verteilung von Vermögen ist weit ungleicher als die von Einkommen, weil Vermögen oftmals über mehrere Generationen hinweg angehäuft und vererbt werden kann“, sagt Schulz-Gebhard. „Während Einkommen in der Regel aus laufender Erwerbstätigkeit stammen.“ Laut Umfragen, sagt er, sehen 90 Prozent der Befragten Menschen mit einem Nettovermögen von mehr als einer Million Euro als reich an. „In wissenschaftlichen Debatten taucht daneben häufig der Begriff Superreiche auf.“ Dieser greife bei einem Vermögen ab einer Milliarde Euro. Je nach Quelle – etwa dem „Manager Magazin“, „Forbes“ oder Oxfam – gebe es davon in Deutschland allerdings lediglich 100 bis 250 Personen. Generell entstünde sehr großer Reichtum eher durch Kapitalerträge als durch Arbeit. In Deutschland, sagt der Forscher, würde mittlerweile mehr als die Hälfte der Vermögensbestände vererbt, vor allem in den obersten Gruppen. Die persönliche Arbeitsleistung spiele damit bei außergewöhnlich hohen Vermögen nur eine untergeordnete Rolle. Mehr: Fünf Tricks, mit denen Gutverdienern mehr Netto vom Brutto bleibt