Ruhestand
Wie die Babyboomer vom Fachkräftemangel profitieren können

Düsseldorf. Als Rentner wieder regelmäßig durch das BMW-Werkstor zur Arbeit zu gehen und von einigen Kollegen und Vorgesetzten begrüßt zu werden, als wäre man nie weg gewesen, das fühlt sich für Albrecht Jungk toll an.
Dabei war der Ingenieur schon seit 2020 im Rahmen seiner Altersteilzeit drei Jahre lang freigestellt, bevor dann im Herbst 2023 sein Ruhestand begann.
Seit März 2024 gehört der 65-jährige Spezialist für Pkw-Umweltregulatorik zum Kreis der sogenannten Senior-Experten. Der bayerische Fahrzeughersteller fordert diese ausgewählten ehemaligen Mitarbeiter auf Zeit gezielt zur Verstärkung an.
Schon zwei Mal hat Ruheständler Jungk die Entwicklungsabteilung unterstützt. Sein erstes Projekt dauerte neun, das zweite fünf Monate. Der Ingenieur brachte drei Tage pro Woche sein Fachwissen zu Fahrzeugverbrauchswerten, CO2- und Abgasausstoß ein und beriet jüngere Kollegen zu globalen Emissionsgesetzen.
Beraterrolle statt Führungsjob. Nicht mehr an vorderster Front zu stehen, gefällt Jungk: „Ich muss keinem mehr etwas beweisen.“ Stattdessen genießt er den Austausch zwischen Jung und Alt und lernt selbst hinzu: „Für mich trifft mit diesem Programm Wertschätzung auf Wertschöpfung.“ Und auch finanziell lohne sich der zeitweise Einsatz.
Rentner reaktivieren – für BMW-Personalvorständin Ilka Horstmeier ist das Senior-Experten-Programm eine „Win-win-Situation für Unternehmen und Ehemalige“.
BMW ist nicht das einzige Beispiel. Wie sich das Arbeiten im Ruhestand für Arbeitgeber und Arbeitnehmer auszahlt, wie große Unternehmen das Fachkräfteproblem angehen – und was man beachten muss.