Sepp Müller
Wie die CDU den Kampf um das „Gesicht des Ostens“ führte

Berlin. Sepp Müllers erster großer Auftritt im Bundestag begann mit einer Attacke gegen Die Linke. „Als Ostdeutscher sei gesagt: Enteignungen haben weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft die Lösung der wirtschaftlichen Probleme gebracht“, erwiderte der CDU-Abgeordnete Vorrednerin Janine Wissler, die Enteignungen und Umverteilung gefordert hatte, „Wir bekennen uns zur sozialen Marktwirtschaft“, sagte er und erntete Applaus aus den eigenen Reihen.
Der 36-jährige Sachsen-Anhalter trat als stellvertretender Fraktionsvorsitzender „für Wirtschaft und Energie, Mittelstand, Tourismus und Neue Länder“ ans Rednerpult. Doch hätte er dort am Freitag gar nicht stehen sollen. Seine Partei hatte den Sachsen Carsten Körber für den Posten auserkoren – und damit auch als „Gesicht des Ostens“ der Kanzlerpartei.
Wenn die Oppositionsfraktion plötzlich regiert, werden bewährte Mitglieder der Fraktionsführung Minister (Johann Wadephul oder Patrick Schnieder), wechseln ins Kanzleramt (Thorsten Frei) oder bleiben zumindest in ihrem Amt wie der Fraktionsvize Matthias Middelberg (Haushalt). Bankfachwirt Müller aber, wie Middelberg bisher Fraktionsvize (für Gesundheit), sollte weichen – obwohl er gute Arbeit geleistet hatte.
Etwa, weil er jegliche Zusammenarbeit mit der Linken ablehnt, während die Fraktionsspitze spätestens seit der verpatzten Kanzlerwahl weiß, dass ohne die Linke keine Zweidrittelmehrheiten im Bundestag mehr möglich sind? Es ist eine Lesart, die in Berlin zirkuliert.