Brexit
Beginnt in Großbritannien jetzt der Reueprozess?

Der britische Premier und die EU-Kommissionschefin haben in dieser Woche den Streit über die Zollgrenze in Nordirland beigelegt.
London. Ditchley Park ist einer dieser geheimnisumwitterten Orte in Großbritannien, deren Namen mehr verbergen als verraten. In der Mitte eines 120 Hektar großen Naturparks steht ein englisches Herrenhaus, dessen Geschichte mehr als 400 Jahre bis zu Queen Elizabeth I. zurückreicht. Das historische Anwesen etwa zwei Autostunden nordwestlich von London diente schon Winston Churchill während des Zweiten Weltkriegs als geheimer Unterschlupf vor deutschen Bombern.
Kein Wunder also, dass ein Treffen von Gegnern und Anhängern des Brexits Anfang Februar in Ditchley Park insbesondere bei den harten Verfechtern des Austritts Großbritanniens aus der EU für Misstrauen, ja Panik sorgte. Zumal mit Michael Gove auch noch ein amtierender Minister aus dem Kabinett von Premierminister Rishi Sunak daran teilnahm.
Was zum Teufel, haben sich die Brexiters hinterher gefragt, hat ausgerechnet Brexit-Hardliner Gove mit einem europhilen Labour-Politiker und ehemaligen EU-Kommissar wie Peter Mandelson zu besprechen?
Das „Geheimtreffen“ in Ditchley sei „ein weiterer Beweis dafür, dass viele in unserem politischen und wirtschaftlichen Establishment die Vereinbarungen, die wir getroffen haben, um 2020 aus der EU auszutreten, rückgängig machen und stattdessen im Schatten der EU bleiben wollen“, brandmarkte der frühere Brexit-Unterhändler David Frost die konspirative Zusammenkunft als Verrat. Die konservative Tageszeitung „The Telegraph“ sprach von einem „Ausverkauf“.