Polen
Wie Polens neuer Präsident mit seiner dubiosen Vergangenheit umgeht

Berlin. Karol Nawrocki hat am Sonntag die Präsidentschaftswahl in Polen gewonnen. Der promovierte Historiker leitet bisher das Institut des Nationalen Gedenkens, das Dokumente über Verbrechen an der polnischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg archiviert. In seinem Wahlkampf gegen die „abgehobenen liberalen Eliten in Warschau“ betonte der 42-Jährige mit dem jungenhaften Grinsen aber andere Qualitäten als seinen akademischen Hintergrund.
In der Kleinstadt Plock etwa in Zentralpolen verkauften seine Wahlhelfer nach dem Auftritt T-Shirts mit der Aufschrift „Now Rocky“, eine holprige Anspielung auf Nawrockis Vergangenheit als Amateurboxer. Davor hatten sie für die in einem Meer rot-weißer Fahnen wartende Menge Sprechchöre angestimmt wie „Hier ist Polen“ oder „Druga tura bez bonzura“ („Zweite Wahlrunde ohne Bonjour“). Das französische Grußwort ist eine Verballhornung von Nawrockis liberalem Gegenspieler Rafal Trzakowski, dem polyglotten Warschauer Bürgermeister.
Nawrocki, so die Botschaft, biedert sich weder in Brüssel noch Paris und schon gar nicht in Berlin an, sondern vertritt die „normale“ – also katholische, wertkonservative, heterosexuelle – Bevölkerung des Landes. Eine seiner wichtigsten Forderungen lautete, Polen dürfe nicht zu einer Provinz der EU werden.