22.06.2025 – 10:09 Uhr Tobias Döring

In der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik Belarus sind nach Medienberichten 14 politische Gefangene aus der Haft entlassen worden. Unter den Freigelassenen sei auch der Ehemann der im Exil lebenden Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, Sergej Tichanowski, berichtete das unabhängige Internetportal „Nascha Niwa“. Demnach ist Tichanowski bereits aus dem Land ausgereist.
Tichanowskaja bestätigte später auf dem sozialen Netzwerk X die Freilassung ihres Mannes. „Mein Mann ist frei. Es ist schwer, die Freude in meinem Herzen zu beschreiben“, schrieb sie. Sie bedankte sich bei den USA und der EU für die Bemühungen um die Freilassungen.
Belarus hat nach litauischen Angaben 14 politische Gefangene freigelassen. Der Schritt gehe auf ein Abkommen des US-Gesandten Keith Kellogg mit Belarus zurück, teilte ein Sprecher des litauischen Ministerpräsidenten am Samstag mit. Alle 14 Freigelassenen befänden sich inzwischen in Litauen. Zuvor hatte die belarussische Agentur Belta berichtet, der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko habe sich mit Kellogg getroffen. Themen seien die politische Weltlage und die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern gewesen.
Nach litauischen Angaben haben von den 14 Freigelassenen fünf die Staatsbürgerschaft von Belarus. Zudem gehe es um drei Personen aus Polen, zwei aus Litauen, zwei aus Japan, eine aus Estland und eine aus Schweden.
Vor dem Hintergrund stockender Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau über ein Kriegsende hat Keith Kellogg, der US-Sondergesandte für die Ukraine, den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko getroffen. „Die ständige Sorge, die wir haben, betrifft eine Krise, die eskalieren und wachsen kann, wenn wir sie nicht vorsichtig und weise angehen“, sagte Kellogg auf einem Video, das die staatliche Nachrichtenagentur Belta veröffentlichte. Lukaschenko gilt als enger Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin.
Kellogg ist der ranghöchste US-Politiker, der in den letzten Jahren Minsk besucht hat. Viele westliche Länder erkennen Lukaschenko seit der umstrittenen Wahl im Jahr 2020, als er sich zum Sieger erklären und Massenproteste blutig niederschlagen ließ, nicht mehr als rechtlich gewählten Präsidenten von Belarus an.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Kremlchef Wladimir Putin nach dessen Auftritt beim St. Petersburger Wirtschaftsforum fehlenden Friedenswillen vorgeworfen. „Russland will Krieg führen“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Es gebe aus Russland immer neue Drohungen. „Das bedeutet, dass ihnen der Druck, den die Welt ausübt, noch nicht weh tut.“
Putin hatte bei dem Forum den russischen Anspruch auf die Ukraine bekräftigt und mit einer Eroberung der ukrainischen Gebietshauptstadt Sumy gedroht. Er sehe Russen und Ukrainer als ein Volk, sagte er. „In dem Sinn ist die ganze Ukraine unser.“ Wohin ein russischer Soldat seinen Fuß setze, das gehöre Russland.
Selenskyj verwies darauf, dass die russische Wirtschaft trotz Putins optimistischer Reden große Probleme habe. „Die russische Wirtschaft ist bereits im Niedergang begriffen. Unterstützen wir diesen Prozess noch mehr!“, sagte er in Kiew. „Ajatollah Putin kann bei seinen Freunden im Iran sehen, wohin solche Regime führen und wie rückständig sie ihr Land machen.“ Im Iran ist Ajatollah Ali Chamenei politisches und religiöses Oberhaupt.
Vor großem Publikum wird Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg seine Sicht auf die politische und wirtschaftliche Weltlage erläutern. Die Rede des Kremlchefs in seiner Heimatstadt und eine anschließende Podiumsdiskussion mit internationalen Gästen wird jedes Jahr als Höhepunkt des Forums inszeniert. Dieses Mal dürften der Krieg zwischen Israel und dem Iran sowie der Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, im Mittelpunkt stehen.
Zur größten Wirtschaftsveranstaltung in Russland sind in diesem Jahr nach Angaben der Veranstalter 20.000 Teilnehmer aus 140 Ländern gekommen. Die Moskauer Führung nutzt das Forum, um sich der Welt zu präsentieren und der vom Westen angestrebten internationalen Isolation zu trotzen. Trotz der eingeschränkten Wirtschaftskontakte besuchen auch viele Unternehmer und Redner aus westlichen Staaten das Forum.
Bei der Rückgabe Tausender Soldatenleichen aus Russland hat die Ukraine nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko in Kiew auch tote Russen überstellt bekommen. In einem Post auf Telegram machte er aber keine Angaben, wie viele derartige Fälle es gebe.
„Der Feind erschwert uns absichtlich die Identifizierung der Toten, stiftet Chaos und vermischt die Leichen der russischen Soldaten mit denen der Ukrainer“, schrieb der Minister. Fotos zeigten den angeblichen Wehrpass und die Identifikationsmarke eines toten russischen Soldaten, der an die Ukraine übergeben worden sei. Unabhängige Bestätigungen dazu gab es nicht.
Russland hat der Ukraine in den vergangenen Tagen mehr als 6000 Leichen Soldaten überstellt. Moskau bekam mehr als 50 Tote zurück.