
Fleischersatz
Wie dieser badische Mittelständler mit Tofu seinen Umsatz verdoppelt
Freiburg. An dieser Freiburger Industriegebietsstraße hat die Wurst ein Ende, nicht zwei. Zumindest im wahrsten Sinne des Wortes. Und das liegt daran, dass sie hier einen vermeintlichen Kulturkampf, der seit einigen Jahren in deutschen Küchen tobt, entschieden haben. In dem Gebäude, auf das Christian Burger an diesem Frühsommervormittag zusteuert, hat eine Großmetzgerei über Jahre Fleisch und Wurst produziert. Nun gehört sie Burgers Arbeitgeber, dem Tofuhersteller Taifun.
„Eine riesige Sache“, wie Burger sagt – und beschreibt dann, welche Anlagen sie hier gerade für welche Arbeitsschritte einziehen. Warum die Produktion von Tofuknackern räumlich getrennt von Seidentofu passieren sollte. Und welche Produktionsschritte genau noch Handarbeit erfordern. Viele der Anlagen und Abläufe in der Produktion sind jenen in einer herkömmlichen Wurstproduktion verblüffend ähnlich.
Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man sich an den Tag der Verkündung des Koalitionsvertrags von CDU/CSU und SPD erinnert. Denn da wirkte deren Social-Media-Beauftragter Markus Söder (CSU), als befänden sich beide Produkte, die Wurst und der Tofu, auf zwei unterschiedlichen Seiten der Geschichte. Endlich mache mit seinem Parteifreund Alois Rainer als Minister der „schwarze Metzger“ Ernährungspolitik: „Jetzt gibt es wieder Leberkäse statt Tofu-Tümelei.“ Einer der größten Kulturkämpfe des Landes, so der Eindruck, geht in die nächste Runde. Und in dem geht es regelmäßig um die Wurst.