Volkswagen
Kann der Konzern-Sanierer Oliver Blume auch Zukunftsstrategie?

Wolfsburg, Shanghai, Dubai, Düsseldorf. Um Oliver Blume zu verstehen, lohnt es, ein Detail anzuschauen, das in keinem Geschäftsbericht steht: Die Zahl der Konzernabnahmefahrten, im VW-Jargon „Kaf“ genannt.
Die Tests der neuesten VW-Modelle unter echten Straßenbedingungen sind berüchtigt in Wolfsburg. Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn hat auf seinen „Kafs“ schon mal Ingenieure angeschrien, wenn ein Spiegel nicht richtig auf der Tür saß oder ihn ein Sitzhebel störte.
Für Winterkorns Nachfolger waren die Analysen immer noch wichtig, aber nicht Priorität. Bis Oliver Blume kam. Er hat die „Kafs“ wieder eingeführt, nachdem sein Vorgänger Herbert Diess sich ausschließlich auf den Vergleich mit Konkurrenzmodellen fokussiert hatte.
Das sagt viel aus über den promovierten Ingenieur Blume, der als „Car-Guy“ gilt; ein Auto-Nerd mit Produktioner-Erfahrung und Liebe zum Detail. Ein bisschen wie Winterkorn, nur ohne die Nordkorea-Aura.
„Der Olli fokussiert das Unternehmen wieder aufs Produkt“, sagt ein Vorstand über Blume. Die Kafs sind ein Beispiel dafür.
Auf einer der letzten Abnahmefahrten in Kalifornien soll Blume der weiterentwickelte Autopilot von Tesla positiv aufgefallen sein, so berichtet es jemand, der dabei war. Der VW-Konzernchef habe dann entschieden, dass mehr Geld in die Weiterentwicklung der eigenen automatisierten Fahrsysteme fließen müsse. „Thema beendet“, sagt der Teilnehmer.
Ein Thema – das ist im Wolfsburger Weltreich alles, was ein Problem ist. Und Themen zu beenden, das scheint voll in der Komfortzone des aktuellen Vorstandsvorsitzenden zu liegen.

Aber wie steht es damit, Themen aufzumachen? In Phase zwei des Umbaus bei VW muss der Sanierer zeigen, dass er auch Vision kann. Es geht um Strategie, die großen Linien.
Blume verfolgt den Plan, den Volkswagen-Konzern in den kommenden zehn Jahren zum „Global Automotive Tech Driver“ zu machen, einem weltweiten Technologietreiber in der Industrie. Was genau das heißt, ist im Moment höchstens in Konturen sichtbar.