
Familienunternehmer
Fünf Gründe für einen Aufschwung im Mittelstand
Berlin, Düsseldorf, Essen, Witten. Nun scheint also die Sonne. Das ist für die Stahlunternehmerin Anne-Marie Großmann an diesem Tag in zweierlei Hinsicht eine gute Nachricht, weswegen sie zunächst einmal nach draußen tritt und sich über die Wärme freut. Wie anders das in den Wochen zuvor war. Deutschland litt unter einer Dunkelflaute. Was nicht nur die Stimmung in den Keller, sondern auch die Strompreise in ungeahnte Höhen trieb.
Für einen Stahlhersteller wie Großmanns Georgsmarienhütte ein denkbar schlechtes Szenario. Quasi den ganzen Januar und Februar über, erzählt Großmann, habe man nur nachts und am Wochenende produziert – als der Strom günstiger war. Die 36-jährige Unternehmerin ist ihrer Mannschaft sehr dankbar für die Flexibilität, das gestemmt zu haben. Nun dürfen ihre Beschäftigten wieder tagsüber arbeiten. Das ist der direkte Vorteil des Sonnenscheins.
Es gibt aber auch noch einen metaphorischen: Nicht nur über Deutschland ganz allgemein, sondern auch über der Industrie im Speziellen geht die Sonne wieder auf, so sieht es Großmann. Sie spürt einen Stimmungsumschwung nach Jahren der politischen Dunkelflaute, in denen eine Mischung aus höheren Energiepreisen, mehr Bürokratie und weniger Verständnis für Unternehmer Ängste vor einer Deindustrialisierung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt wachsen ließ.
„Wir Unternehmer haben das Gefühl: Die Politik hat verstanden“
Natürlich, die Welt ist in Unordnung wie lange nicht. Ein kriegslüsterner Präsident in Russland, ein undurchschaubarer Machthaber in Peking und nun auch noch ein offen feindseliger US-Präsident, der der Welt womöglich einen Handelskrieg nie gesehenen Ausmaßes aufzwingt – das alles sind keine guten Rahmenbedingungen, entsprechend abwärts geht es an den Weltmärkten seit Tagen.
Doch bei Deutschlands Familienunternehmern, da scheint es stimmungsmäßig in die andere Richtung zu gehen. „Wir Unternehmer haben das Gefühl: Die Politik hat verstanden“, sagt Großmann. Sie sehe ein neues Bekenntnis zur Industrie in Deutschland und in der EU: „Das ist genau der Impuls, den wir brauchen.“

Spricht man mit Familienunternehmern und Mittelständlern, hört man allerorten, dass Pläne geschmiedet, Investitionen vorangetrieben, Zukunftschancen erkannt werden.
Das Handelsblatt hat in den vergangenen Tagen bei zahlreichen Unternehmern quer durch die deutsche Wirtschaft die Gründe für diesen Stimmungsumschwung zu verstehen versucht. Was treibt den Gestaltungswillen der Unternehmerinnen und Unternehmer an? Warum ist die Stimmung plötzlich gut, nachdem sich Wirtschaftsvertreter noch vor wenigen Wochen mit Untergangsszenarien überboten haben?
Fünf Gründe sind es, die allen widrigen Rahmenbedingungen zum Trotz Hoffnung schüren.