Auktion
Luxus aus dem Nachlass der Erbin des „Kaufhauskönigs“
München. Für Cartiers kostbare Kommoden-Uhren „Mysterieuses“ zahlen Sammler weltweit hohe sechsstellige Summen. Wie von Geisterhand bewegen sich die oft brillantbesetzten Zeiger auf dem kristallklaren Zifferblatt dieser kleinen Art-déco-Meisterwerke. Ein Uhrwerk ist nirgendwo denkbar. Das Auktionshaus Nagel ruft in seiner Luxusauktion am 25. Juni gleich drei solcher außergewöhnlichen Zeitmesser im Taxenbereich zwischen 80.000 und 100.000 Euro auf. Eine vierte zur Taxe von 7000 Euro stammt nicht aus dem Hause Cartier.
Das Stuttgarter Haus bewahrt absolutes Stillschweigen darüber, woher die vielen hochwertigen Uhren, 13 Golddosen, die stilvollen Objekte von Topdesignern der dänischen Silberschmiede Jensen und die über 600 Luxustaschen von Chanel, Hermès und Society-Liebling Ethan K stammen. Und doch ist es durchgesickert. Laut „Stuttgarter Nachrichten“ handelt es sich um einen Teil des Nachlasses der Kaufhaus-Erbin Heidi Horten.
Die Frau, deren Vermögen von „Forbes“ auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt wurde, verstarb im Juni vor zwei Jahren 81-jährig. 1966 galt ihre Hochzeit mit dem 32 Jahre älteren Warenhausbesitzer Helmut Horten als ein Wirtschaftswunder-Märchen. Das Ehepaar hatte keine Kinder; der Erlös kommt der Heidi-Horten-Stiftung zugute.
Schon lange ist in Deutschland keine spektakuläre Privatsammlung der oberen Zehntausend mehr versteigert worden. Zu den Topstücken zählt zur Taxe von 25.000 Euro eine runde Tabatière des Pariser Goldschmieds Charles Quizille aus der Zeit um 1780. Den Deckel ziert eine Kamee mit dem Bildnis der französischen Königin Marie-Antoinette, umrahmt von 24 Altschliff-Diamanten.
Als selten preist der Katalog eine puristische silberne Fischplatte in Form einer geschlossenen Auster an. Das stromlinienförmige Silberobjekt, 1954 für Georg Jensen vom unverwechselbaren Designer Henning Koppel entworfen, erfordert einen Mindesteinsatz von 30.000 Euro.
Michael Trautmann, Mitglied der Geschäftsführung, sagte dem Handelsblatt, das Haus erhoffe sich von der Auktion besonders durch die zahlreichen Preziosen und edelsteinbesetzten Uhren internationale Ausstrahlung bis in die USA, nach Indien und China. Nagels gute Kontakte zu Sammlern in China und die dortige Präsenz seien sicherlich mit ausschlaggebend gewesen für die Vergabe, unterstrich der Nagel-Manager.
Was die Konditionen für so einen Deal betrifft, hält sich Trautmann bedeckt: „Da darf man nicht viel verlangen.“ Es gab laut Trautmann noch weitere Mitbewerber. Christie’s gehörte wahrscheinlich nicht dazu. Als der Global Player im Mai 2023 in Genf den millionenschweren Schmuck der Milliardärin versteigerte, wurde der zweite Teil der Offerte auf Druck jüdischer Organisationen zurückgezogen.
Bekannt ist, dass Helmut Horten Profiteur der „Arisierung“ war. Die Schätzsumme der 450 Lose der Live-Auktion beträgt drei Millionen Euro. Weitere rund 1400 Objekte werden im September und Oktober online angeboten.
