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NS-Raubkunst

Konfisziert und dann erneut geraubt

Christie’s versteigert in Paris sieben restituierte Altmeister-Gemälde aus der legendären Adolphe Schloss Collection.Christiane Fricke 05.06.2025 - 11:08 Uhr Artikel anhören
Wird zur Taxe von 6000 bis 10.000 Euro online versteigert: das Joost Van Geel zugeschriebene kleine, auf Holz gemalte Ölbild „Le peintre devant son chevalet“. Foto: © Christie’s images Ltd 2025 Juan Cruz Ibañez

Bonn. Eine verrückte Geschichte rankt sich um die sieben restituierten Werke, die Christie’s zwischen dem 27.5. und 12.6.2025 aus der Sammlung Adolphe Schloss versteigern wird. Schauplatz ist Paris, Wohnort des Unternehmers, der bei seinem Tod 1910 seiner Frau 333 niederländische und flämische Werke vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert hinterließ. Es war die wohl bedeutendste Altmeistersammlung, die je im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts zusammengestellt wurde. Ein wohl behüteter, vorwiegend aus Porträts, religiöser und Genremalerei zusammengesetzter Bestand, der 1938 mit dem Tod der Witwe an die sechs Kinder überging.

Mit der deutschen Besetzung Frankreichs ab Juni 1940 begann das Desaster: zunächst mit dem Versuch der Erben, die insbesondere in deutschen Museumskreisen bekannte Sammlung vor dem Zugriff zu bewahren. Sie gingen zügig vor. Als der Pariser Wohnsitz des Sammlers am 24. Juli 1940 durchsucht wurde, fand man nichts als leere Rahmen. Am 11. April 1943 kam es jedoch durch die mit französischen Kunsthändlern und Agenten bestens vernetzten Deutschen zur Beschlagnahmung. Die Sammlung, auf die auch Hermann Göring 1941 mehrfach ein Auge geworfen hatte, befand sich zu diesem Zeitpunkt jedoch außerhalb des Besatzungsgebiets. Deshalb musste mit dem Vichy-Regime verhandelt werden, das mit Deutschland kooperierte und dessen antisemitische Verfolgungsmaßnahmen umsetzte.

Der Deal mit der Vichy-Regierung zerschlug die Sammlung in drei Teile: 262 Werke konnten die Deutschen gegen eine Abschlagszahlung von 50 Millionen Reichsmark übernehmen. 49 Gemälde gingen an den Louvre und 22 sollten über den französischen Kunsthändler und vorläufigen Verwalter jüdischer Vermögen, Jean-François Lefranc, vermarktet werden. Beim Aufspüren der Sammlung Schloss war er eine treibende Kraft. Das ist dem Pilotprojekt der EU-geförderten deutsch-französischen Datenbank der Jewish Digital Cultural Recovery Project Foundation (JDCRP) zu entnehmen.

Während die vom Louvre übernommenen 49 Gemälde bereits restituiert wurden, weiß man von den 22 Werken nur, dass Lefranc sie an einen gewissen Mr. Buitenweg in Amsterdam veräußert haben soll. Die 262 von den Deutschen übernommenen Stücke wiederum gelangten zunächst nach München in den Führerbau, wo sie für das noch nicht fertiggestellte Führermuseum in Linz deponiert werden mussten. Dort wurden sie in den Wirren zwischen dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs und der Ankunft der Alliierten Opfer mehrerer Raubzüge.

Das bereits im Juli 1946 restituierte Halbbild von Maria mit dem Jesuskind vor einer Landschaft von Adriaen Isenbrandt, das im Louvre bewahrt wurde, gehört mit 200.000 bis 300.000 Euro zu den Spitzenlosen der Live-Auktion am 11. Juni. Foto: Christie's Images Ltd. 2025

169 der ursprünglich 333 Werke wurden zwischenzeitlich restituiert oder wiedergefunden; 164 fehlen noch. Dazu gibt es nach Auskunft von Alexandra Kindermann, Sprecherin von Christie’s, wenige oder keine Anhaltspunkte.

Unter den sieben, von Christie’s online aufgerufenen Werken befinden sich zwischen 3000 und 10.000 Euro bewertete Gemälde von Arie de Vois, Karel de Moor, Willem Kalf und Joost van Geel. Dazu kommen drei weitere kürzlich restituierte Arbeiten: von Dominique van Tol eine Lesende zur Taxe von 6000 bis 8000 Euro und ein Paar Tondi mit Darstellungen Marias und Maria Magdalenas des Meisters von Griselda für 15.000 bis 25.000 Euro. Ein bereits im Juli 1946 restituiertes Halbbild von Maria mit dem Jesuskind vor einer Landschaft von Adriaen Isenbrandt, das im Louvre bewahrt wurde, gehört mit 200.000 bis 300.000 Euro zu den Spitzenlosen der Live-Auktion am 11. Juni.

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