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Kunsttransport Hasenkamp

Meterlanges Gerhard Richter-Bild durch die Decke gehievt

Das Logistikunternehmen Hasenkamp ist führend beim Transport von musealer Kunst im XXL-Format. Doch das Familienunternehmen hat auch Angebote für Privatsammler.Susanne Schreiber 18.07.2024 - 15:55 Uhr
„Versunkene Schätze Ägyptens“: Was zu groß ist für ein herkömmliches Frachtflugzeug, fliegt mit einem der größten Flugzeuge der Welt. Foto: Hasenkamp

Düsseldorf. Was haben die Terrakotta-Armee chinesischer Krieger, die romanische Bronzetür aus dem Hildesheimer Dom, das 16 Meter lange Luf-Boot aus der Südsee und die Goldmaske des altägyptischen Pharaos Tutanchamun gemeinsam? Alle sind wertvolles Kulturerbe der Menschheit, sehr groß und sehr schwer. Sie unfallfrei von A nach B zu bewegen ist eine Herausforderung für jeden Kunstspediteur.

Die Firma Hasenkamp ist auf das Bewegen von fragiler Kunst spezialisiert. Mit Kränen, extragroßen Flugzeugen oder Lkw bringt sie Kunstwerke zu Ausstellungen, in ein Zwischenlager, wenn umgebaut wird, oder in ein Labor, wenn eine Restaurierung ansteht. In den letzten 50 Jahren globalisierte der ehemalige Geschäftsführer Hans-Ewald Schneider das Geschäft. Hasenkamps Spezialisten haben die genannten Kunstwerke des Weltkulturerbes abgebaut, eingepackt, bewegt und wiederaufgebaut. Inzwischen beschäftigt die Firma global an 40 Standorten über 1000 Menschen.

Hans-Ewald Schneiders Sohn Thomas ist promovierter Betriebswirt und seit 2018 geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens. Er verkörpert die fünfte Generation in der Firmengeschichte, die 1903 erst mit Kohle, dann mit Umzügen begann. Hasenkamps Jahresumsatz liegt seit mehreren Jahren bei rund 180 Millionen Euro.

Wir treffen Thomas Schneider auf dem weitläufigen Firmengelände in Frechen bei Köln. Der 39-jährige Geschäftsführer tritt unprätentiös auf. Nebenbei erwähnt er auf der Besichtigungstour, dass sie den ganzen Louvre in Abu Dhabi eingeräumt hätten. Er führt die Journalistin vor eine dicht bepackte Bücherwand, wie sie jedem Kunstgeschichtsseminar gut anstünde. In der Firmenbibliothek dokumentieren rund 11.000 Kataloge jene internationalen Ausstellungen, an denen Hasenkamp mitgewirkt hat. Die Botschaft: Hier denkt man groß.

Wenn es um Empfindliches im XXL-Format geht, läuft Hasenkamp zur Bestform auf. Wenn es sein muss, „dann öffnen wir das Dach, damit wir ein Kunstwerk aus dem Museum bekommen“, erzählt Thomas Schneider. Das war sogar mehrfach nötig. Etwa beim Umbau des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt für die extremen Großformate. Aber auch bei einem Privatsammler, dessen Gerhard-Richter-Gemälde von gut fünf Meter Länge sich nur über „eine Öffnung in der Gebäudedecke an seinen Bestimmungsort manövrieren ließ“, sagt Schneider.

Anselm Feuerbachs Gemälde „Das Gastmahl des Plato“ musste stabilisiert werden vor dem Transport ins Depot. Foto: Staatl. Kunstsammlung Karlsruhe / Hasenkamp

Hasenkamp unterhält sogar eine eigene Technikabteilung. Schneider: „Logistic & Engineering Solutions entwickelt Lösungen, etwa wie sehr hohe Gewichte zu bewegen sind, oder Verpackungen.“ Bereits in den 1980er-Jahren entwickelten Hasenkamps Tüftler eine hölzerne Transportkiste mit aufwendigem Innenleben, das Schwingungen reduziert.

„Bei Stößen, etwa wenn die Kiste unsanft auf dem Flughafenboden abgesetzt wird, funktioniert das recht effizient“, sagt Gunnar Heydenreich, Professor am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der TH Köln. „Die Reduzierung von Schwingungen, die in Flugzeugen und Lkw während der Fahrt hervorgerufen werden, stellt aber bis heute eine Herausforderung dar, insbesondere das Problem der Resonanzbildung.“

Hasenkamp versteht sich als One-Stop-Shop. „Wir bieten preisgünstige Verpackungen für Privatsammler und Klimakisten in Museumsstandard, dazu Beratung, Projektkoordination und die Zollabwicklung“, erläutert Schneider sein Geschäftsmodell vor einem Vorrat nachhaltiger Mietkisten. Von denen sind etwa 500 ständig unterwegs.

„Hasenkamp konnte sich zum Marktführer entwickeln und behaupten“, beobachtet Gunnar Heydenreich. „Das gelang durch die Einführung sogenannter Klimakisten, die eine Einwirkung von Temperaturveränderungen auf die Kunstwerke verlangsamen, und später durch Kisten, die einen höheren Schutz bei Feuer- und Wassereinwirkung garantieren.“

Ein stabiles Klima ist entscheidend für Museen und Privatsammler mit großer Sammlung. „In den Kunstlagern und während des Transports im Lkw halten wir konstant ein Klima wie im Museum: 20 Grad bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit“, gibt Thomas Schneider zu Protokoll. Doch nicht nur Museen sind seine Kunden.

Das Luf-Boot verlässt die Museen Dahlem in einer 16 Meter langen und 2,5 Meter hohen Spezialkiste. Foto: SHF / David von Becker

Auf dem Rundgang sind wir inzwischen in einem Neubau neben den Speditionsbauten angekommen. Hier warten 35.000 Quadratmeter Lagerräume auf Privatsammler, die mehr Kunst als Wände haben. Der Kunde kann auswählen zwischen einem Sammellager und einer 50 Quadratmeter großen, abgeschirmten Box. In ersterem bestimmt der Lagermeister den Platz. Auffindbar wird das verpackte Kunstwerk über seinen Barcode.

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In den Geschossen mit umzäunten Boxen mieten sich Künstler, Institutionen und Privatsammler ein. Wenn ein Sammler seine Schätze ansehen oder für Verkaufszwecke präsentieren möchte, kann er einen Showroom buchen. Der wird nach Stunden abgerechnet. Auch der Privatsammler kann sich der auf den Bedarf von Museen ausgelegten Infrastruktur bedienen.

„Hasenkamp hat an den Standorten in Köln, München oder Wien Technikräume für freie Restauratoren eingerichtet“, erklärt Thomas Schneider. Diese haben stabiles Klima, Lichtausstattung und ein Sicherheitskonzept mit Zutrittskontrolle.

Manchmal beeinflusst der Kunsttransporteur sogar das Aussehen von Kunst

Inzwischen gibt es mehr Anbieter von Kunsttransporten auf dem Markt als in den 1980er-Jahren. „Lokale Transporte mit kurzfristigen (Um)planungen für und mit Künstlerinnen, Galerien und Museen können hingegen von ortsansässigen Transportunternehmen – teils unter Berücksichtigung gleicher Qualitätsstandards – flexibler und häufig kostengünstiger bewältigt werden“, sagt Heydenreich.

Doch Hasenkamp hat Maßstäbe und Standards gesetzt beim sogenannten Art-Handling, schon bevor es EU-Normen gab für den Transport von kulturellem Erbe. Darüber hinaus beeinflusst Hasenkamp manchmal sogar das Aussehen von Kunst.

Der Maler Gotthard Graubner hatte seine berühmten „Kissenbilder“ gern in riesigem Format gemalt. Doch sie waren zu groß für den Lkw. Irgendwann fragte der Professor der Düsseldorfer Kunstakademie einen Kunstpacker nach der maximalen Rahmenhöhe auf der Ladefläche im Hasenkamp-Lkw. Fortan überschritten Graubners suggestiv getupfte, meditative Farbwolken nie mehr die drei Meter Höhe, die aufrecht in einen sogenannten Jumbohänger passen.

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