Kommentar
Warum Deutschland den dänischen Weg gehen muss


Bundesfinanzminister Lars Klingbeil und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sind beide Sozialdemokraten und tragen Regierungsverantwortung in Wohlfahrtsstaaten – das eint sie. Was sie unterscheidet, ist die Entschlossenheit, diesen Wohlfahrtsstaat auch zukunftsfest zu machen.
Während Frederiksens Regierung das Rentenalter schrittweise auf 70 Jahre erhöht, um die Alterssicherung bezahlbar zu halten, fehlt der schwarz-roten Koalition in Deutschland jeglicher Mut zu echten Strukturreformen im Sozialstaat.
Union und SPD haben den Bürgerinnen und Bürgern im Wahlkampf versprochen, dass einfach immer alles so weitergehen kann wie bisher – trotz der alternden Bevölkerung.
Freie Arztwahl und teure Medikamente, frühzeitig in Rente und, falls im Alter die Hilfebedürftigkeit kommt, dann die bestmögliche Pflege. Und das alles, ohne dafür etwas leisten zu müssen – beispielsweise länger zu arbeiten oder auf einen Feiertag zu verzichten.
Deshalb hat Klingbeil nun schon kurz nach seinem Amtsantritt ein hartes Rendezvous mit der Realität. Die Finanzen von Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung seien prekär, sagt er. Aber es könne nicht sein, dass immer nur der Finanzminister angerufen werde, mehr Steuergeld nachzuschießen.