
Immobilien
Wie Bundesländer die Wohnungsmisere beheben
Hamburg, Berlin. Die Laubengänge sind eher untypisch für Hamburg. Aber am Wohnquartier Vielohweg im Nordosten der Hansestadt erfüllen die nach außen offenen Zugänge zu den Haustüren einen wichtigen Zweck: Für das neu gebaute Vier-Etagen-Haus mit 22 Wohnungen braucht es nur ein Treppenhaus und einen Aufzug. Das spart Kosten.
Auch dass es keine Tiefgarage gibt, mag nicht ganz so komfortabel sein – aber günstig. Gleiches gilt für das warme Wasser, das aus dem Durchlauferhitzer kommt. „Damit sparen wir 5000 Euro pro Wohnung“, erzählt Jörg Tondt, Vorstandsmitglied der Baugenossenschaft Fluwog, als er durch das Quartier führt – eine Siedlung aus den 1960er-Jahren, die modernisiert und um mehrere Neubauten erweitert wird. „Viele Vorschriften werden gar nicht mehr hinterfragt“, kritisiert Tondt. Dabei seien es manchmal die ganz trivialen Dinge, „mit denen wir die Kosten reduzieren“.
Die schwarz-rote Bundesregierung, die diese Woche starten will, erbt von ihren Vorgängern ein wohnungspolitisches Dilemma: Trotz hoher Ambitionen der Ampel-Koalition und von dieser eigens eingerichtetem Bundesbauministerium fehlen nach Berechnungen des Kieler Bauforschungsinstituts ARGE nicht nur heute schon bundesweit 550.000 Wohnungen. Durch die unheilvolle Mischung aus hohen Zins-, Grundstücks- und Herstellungskosten wird zu wenig gebaut, die Fertigstellungszahlen sinken – die Lücke zwischen Bedarf und Bestand dürfte also weiter wachsen.
Union und SPD, die am Montag den oder die neue Bundesbauministerin vorstellen will, haben sich im Koalitionsvertrag dazu bekannt, genau diese Probleme zu lösen. Im Koalitionsvertrag lassen sich entsprechende Ansätze finden. Dazu gehören eine Investitions-, Steuerentlastungs- und Entbürokratisierungsoffensive sowie ein „Wohnungsbau-Turbo“. Dieser soll dafür sorgen, dass für eine befristete Zeit in Orten mit hohem Bedarf schneller Bauvorhaben geplant und umgesetzt werden können. Vereinfachte Baustandards sollen zudem die Baukosten senken.
Eine Recherche des Handelsblatts zeigt, dass es bundesweit viele Ansätze gibt, die Probleme anzugehen – und dass die Bundesregierung mit einem gezielten Blick auf Positivbeispiele in den Ländern nicht bei null anfangen müsste. Tatsächlich zeigen Bauprojekte in der ganzen Republik: Unter bestimmten Voraussetzungen ist günstiges Bauen möglich.