Brasilien
Farmer und Öllobbyisten bestimmen die Umweltpolitik Brasiliens

Salvador. Brasiliens Umweltministerin Marina Silva kann sich eigentlich durchsetzen. Das hat die 67-Jährige, die in ärmsten Verhältnissen in einer Kautschukpflanzer-Familie im Amazonas-Gebiet aufgewachsen ist, in ihrem Leben oft bewiesen. Erst mit 16 Jahren lernte sie lesen und schreiben, mit 32 Jahren wurde sie zur Senatorin gewählt. Die zierliche Frau zählt heute zu den bekanntesten Umweltschützern in Südamerika.
Doch das nützte ihr vergangene Woche wenig: In einer Ausschusssitzung wurde die Ministerin von mehreren Senatoren heftig attackiert. Während Silva händeringend versucht, das ökologische Gleichgewicht im Amazonasgebiet noch so weit wie möglich zu wahren, werden die Stimmen von Lobbyisten aus Landwirtschaft, der Ölindustrie und des Bergbaus zunehmend lauter.
„Ich spreche mit der Ministerin, nicht mit der Frau“, erklärte ein Senator unter Beifall seiner Kollegen. „Die Frau verdient Respekt, die Ministerin nicht.“ Zuvor hatte er erklärt, dass er Silva am liebsten erwürgen würde.
Als Silva protestierte, drehte ihr der Ausschussvorsitzende das Mikrofon ab. Er wies sie zurecht, sie solle sich auf ihren angestammten Platz setzen – eine in Brasilien übliche rassistische Floskel, die sinngemäß bedeutet, dass sie als afro-indigene Ministerin im Kreis der mehrheitlich weißen Senatoren eigentlich nichts zu suchen habe.