Chris Miller
Technologie-Wettlauf der Supermächte – droht ein Krieg mit China?

Düsseldorf. Im 20. Jahrhundert war die Stahlproduktion Grundlage militärischer und politischer Macht. Im 21. Jahrhundert sind es Halbleiter, argumentiert der US-Professor Chris Miller. In seinem Buch „Chip War“ schreibt Miller, dass Amerikas Hegemonie auf verarbeitetem Silizium beruhe.
Doch inzwischen stellt China die Überlegenheit der USA infrage und versucht, eine eigene Chipindustrie aufzubauen. Chinas technologische Aufholjagd verändert das Kräfteverhältnis in Asien – schon heute. Miller warnt: Das Kriegsrisiko wächst.
Professor Miller, Chips sind Alltagsware, sie stecken in Computern, Autos, selbst Toastern. Warum sind die Halbleiter so wichtig für die chinesische Führung?
China importiert mehr Chips als Erdöl: Für kein anderes Produkt gibt das Land mehr Geld aus. Chinas Staatsführung fühlt sich erpressbar. Sie fürchtet, in einer politischen Krise von der Versorgung abgeschnitten zu werden. Denn China importiert seine Chips fast ausschließlich aus Ländern, die bestenfalls Rivalen sind, in den meisten Fällen sogar strategische Gegner wie Taiwan und die USA.
China hat sich vorgenommen, den Importanteil bei Chips bis 2025 von 85 auf 35 Prozent zu drücken. Wie realistisch ist das?
Die Staatsführung wird ihr numerisches Ziel verfehlen, aber das Land macht Fortschritte. Das sieht man häufig bei Chinas Produktionszielen. Der Staat gibt sehr ambitionierte Vorgaben aus, diese werden verfehlt, spornen die Wirtschaft aber zu Anstrengungen in die Richtung an, die die Staatsführung einschlagen will. Bei Chips sehen wir Fortschritte sowohl bei einfachen als auch bei High-Tech-Chips.