Wladimir Kara-Mursa
„Ich war mir sicher, dass sie mich für die Exekution abholten“

Herr Kara-Mursa, Sie sind seit guten einem Monat wieder in Freiheit. Was war Ihr schönstes Erlebnis in dieser Zeit?
Ohne Frage das Wiedersehen mit meiner Familie. Ich war für zwei Jahre und drei Monate im Gefängnis und es war mir nicht gestattet, regelmäßig meine Frau und meine Kinder anzurufen. Nur zweimal konnte ich in dieser Zeit mit ihnen telefonieren. Das ist ein alter Brauch in Russland. Wenn das machthabende Regime Oppositionelle bekämpft, geht es auch immer gegen deren Familien vor. Dieser Beziehungsentzug ist Folter – für die Inhaftierten wie auch die Angehörigen. Er war einer der härtesten Aspekte meiner Haft.
Erzählen Sie uns von Ihrem Wiedersehen.
Ich war einfach unglaublich glücklich. Jeder Tag seitdem ist wie ein Geschenk. Ich war mir sicher, dass ich im Gefängnis sterben würde. Dass ich überlebt habe und jetzt in Freiheit bin, ist ein Wunder, ein menschengemachtes Wunder. Es war auch die deutsche Regierung, die das ermöglicht hat. Daher ist eines meiner ersten Reiseziele Berlin gewesen. Ich möchte mich bedanken.