Führung: Elke Hofmann wird Deutschlands oberste Headhunterin

An der Spitze der Personalberatung Egon Zehnder verhielt es sich bisher so wie in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft: Es wurde viel über Frauen in Führungspositionen gesprochen. Selbst hatte man aber keine Topmanagerin vorzuweisen. Das ändert sich nun. Elke Hofmann, Partnerin der Beratung und bisher Leiterin des Münchener Büros, wird die neue Deutschlandchefin. Die 54-Jährige folgt zum 1. Juni auf Hanns Goeldel. Er hatte die derzeit rund 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratung hierzulande seit 2019 geführt. Das bestätigte die Beratung dem Handelsblatt. „Ich freue mich auf die neue Herausforderung“, sagte Hofmann im Gespräch mit dem Handelsblatt. Sie übernehme „ein hervorragend bestelltes Haus“. Für den Job befähigt sie nach eigener Aussage vor allem ihre frühere Karriere in der Öl- und Gasindustrie. Hofmann sagte: „Ich kenne das Führen in Transformationen aus eigener Erfahrung.“ Diese Führungserfahrung kann Hofmann gut gebrauchen. Egon Zehnder aus der Schweiz ist hierzulande der klare Marktführer im Executive Search, also im Suchen, Finden und Beraten von Top-Führungskräften. Der Personalberater beschäftigt in Deutschland in seinen acht Büros derzeit 86 Beraterinnen und Berater, davon sind rund die Hälfte Partnerinnen und Partner. 2022 eröffnete der Headhunter ein neues Büro in Köln, jüngst eines in Dresden. Allerdings gibt es einen traditionell harten Konkurrenzkampf der Personalberater untereinander. Die weltweit führenden Häuser sind die fünf sogenannten SHREK. Das Akronym steht für Spencer Stuart, Heidrick & Struggles, Russell Reynolds, Egon Zehnder und Korn Ferry. Sie jagen sich immer wieder gegenseitig Talente ab. » Lesen Sie auch: Harter Konkurrenzkampf unter den Top-Häusern: Führende Beraterin Najipoor-Smith verlässt Egon Zehnder Die Wachstumsraten dieser „Big 5“ waren zuletzt nur noch einstellig bis knapp zweistellig. Der Umsatz von Egon Zehnder etwa legte 2024 um 5,4 Prozent auf 804 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet knapp 860 Millionen Euro) zu. Die Wirtschaftskrise trifft auch das Geschäft der Personalberater und Headhunter. Und das trifft insbesondere auch das Geschäft in Deutschland. Die Wirtschaft ist hierzulande zwei Jahre in Folge nicht gewachsen und auch für das laufende Jahr sind die Prognosen nicht gut. Entsprechend werden in deutschen Konzernen eher Stellen gestrichen und ganze Führungsteams und Hierarchien herausgenommen als neu eingestellt. Zudem gilt: Während das margenträchtige klassische Headhunting schrumpft und – wenn überhaupt – nur noch für Einstellungen auf oberster Führungsebene gefragt ist, wächst das weniger einträgliche Beratungsgeschäft, bei dem Führungskräfte beraten oder bewertet werden. Das zwingt die Personalberatungen zu Anpassungen. Ein Schicksalsschlag beeinflusste ihre Karriere Hofmann will ihrem eher traditionellen Stil treu bleiben: Sie erzählt auf Nachfrage zwar gern etwas über ihren Werdegang, spricht aber nicht über ihre beruflichen Erfolge. Nach einer Lehre zur Bankkauffrau bei der Deutschen Bank studierte und promovierte sie in Stuttgart-Hohenheim Wirtschaftswissenschaften. Anschließend ging Hofmann für zwei Jahre zur Managementberatung Roland Berger nach München. Von dort wechselte die Beraterin 2004 zu BP, erst nach Bochum, dann nach London. Bei dem Öl- und Gaskonzern baute sie zunächst das Biokraftstoffgeschäft mit auf, später verantwortete sie die Transformation des Konzerns in Europa mit. 2017 kam sie schließlich zu Egon Zehnder. Der Partner Thorsten Gerhard rekrutierte Hofmann in eigener Sache, für das Industrieteam der Personalberatung. Seit 2022 führen dort beide gemeinsam die deutsche Sparte für „CEO und Board Advisory“. Ihre Karriere ist zudem beeinflusst von einem Schicksalsschlag, wie sie erzählt. Hofmann wurde im Jahr 2010 jung Witwe und erzieht ihre Tochter seit vielen Jahren allein. Was ihren Beruf angeht, pflegt Hofmann die Diskretion, die typisch für die Szene der Headhunter ist. Keine ihrer Besetzungen oder Beratungsmandate in der deutschen Industrie, insbesondere der Prozessindustrie, ist bekannt oder wird genannt. Nicht einmal Referenzen will sie im Gespräch nennen. In der Branche ist sie auch entsprechend unbekannt. Mehrere angesprochene Konkurrentinnen und Konkurrenten kennen sie nur vom Namen her und sagen auf Nachfrage, dass sie „gespannt“ seien, wer da komme. Ein ehemaliger Egon-Zehnder-Partner berichtet, dass sie „sehr konsequent und leistungsorientiert“ sei. Hofmann selbst habe sich so ihre nun herausgehobene Stellung erarbeitet. Er erwarte, dass sie auch so führen werde: „Hart in der Sache, klar im Ton“. Hofmann ordnet sich damit in die Reihen ihrer Vorgänger ein, die nach außen eher leise als laut agierten. Da ist Hanns Goeldel, der sich nun nach sechs Jahren als Deutschlandchef wieder voll auf seine Beratertätigkeit konzentrieren wird. Und da ist außerdem Michael Ensser, der vor Goeldel das Geschäft in Deutschland und der Schweiz verantwortete und heute als Verwaltungsratschef Egon-Zehnder-CEO Francesco Buquicchio zur Seite steht. Hofmann sagte, sie wolle „Impulsgeberin“ sein, „schnell entscheiden und dabei alle mitnehmen“. In herausfordernden Zeiten wie den aktuellen, ergänzte sie, brauche es „mutige Entscheidungen“, „Brückenbauer“ und „Pluralismus“. Das Ziel müsse sein, „nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, sondern das beste Ergebnis“, stellt Hofmann fest. Dabei hält die künftige Deutschlandchefin es für essenziell, dass sich jede Führungskraft stetig selbst hinterfragt und weiterentwickelt: „Das gilt natürlich auch für mich.“ » Lesen Sie auch: Headhunter Thomas Tomkos über die neue Bundesregierung: „Groupies allein reichen nicht“ Erstpublikation: 26.05.2025, 15:18 Uhr.