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Ranking

Das sind die besten stationären Händler des Jahres 2025

Nüchterne Verkaufsfläche am Stadtrand oder doch lieber der Showroom in der City? Händler feilen an ihren Filialstrategien – und beweisen zunehmend Mut zum Experiment.Andreas Schulte 30.04.2025 - 13:21 Uhr Artikel anhören
Stationäre Händler testen immer häufiger neue Flächenkonzepte. Foto: Photodisc/Getty Images

Köln. Es ist ein ungewöhnlicher Ort, um Dinge des täglichen Bedarfs einzukaufen. In der temporären Filiale von Drogerie Müller auf dem Heavy-Metal-Festival im norddeutschen Wacken fanden Musikfans im vergangenen Sommer so ziemlich alles, was man fürs Überleben auf einem Festivalgelände mit 85.000 Besuchern braucht: Energydrink, Grill, Campingstuhl oder Sonnencreme. Wer mit möglichst wenig Gepäck anreisen wollte, bestellte seine Artikel bereits zuvor online und holte sie in der Wacken-Filiale einfach nur ab.

Das ungewöhnliche Konzept auf der bescheidenen Festivalwiese steht im krassen Gegensatz zum sogenannten Flagship-Store, den Müller Ende vergangenen Jahres in der ungarischen Hauptstadt Budapest eröffnete. Auf knapp 3000 Quadratmeter Fläche entstand dort auf drei Etagen in der Altstadt eine Filiale mit integrierter Parfümerie.

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Ob ausnahmsweise auf der Wiese in Wacken oder in der Budapester Altstadt, bei den Filialstandorten schließt Müller nichts aus. Die Expansionsstrategie sieht Flächen in Innenstädten, in Fachmärkten meist am Stadtrand und ebenso in Shoppingzentren vor. Man lege sehr großen Wert auf ein dichtes Filialnetz, um kurze Wege für die Kundinnen und Kunden in die Filialen zu garantieren, heißt es vom Unternehmen.

Bei der Kundschaft kommt das offensichtlich gut an. Bei der Umfrage „Beste Händler stationär“ des Kölner Marktforschungsinstituts Servicevalue schnitt kein Unternehmen besser ab. Kunden stimmen in der Untersuchung über die ihrer Meinung nach besten Händler aus verschiedenen Branchen ab. 506 stationäre Händler nahmen teil, zudem 1458 Webshops.

Bei den Drogerien sind Rossmann und dm dem Konkurrenten Müller auf den Fersen. dm wächst nach Angaben des dm-Geschäftsführers Markus Trojansky jedes Jahr um 25 Filialen – 2150 sind es mittlerweile landesweit. Damit liegt dm über dem Trend. Denn nur bei 42 Prozent der Filialhändler wuchsen die Netze im Jahr 2024, hat das EHI Retail Institute errechnet, eine wissenschaftliche Einrichtung des Einzelhandels in Köln.

Willkommener Windschatten

Bei der Erschließung von Flächen setzt dm auf Synergieeffekte. „Wir sind oft im Windschatten von Aldi, Lidl und Co. unterwegs“, sagt Trojansky. Das Kalkül: Wo Menschen Lebensmittel kaufen, suchen sie auch Drogerieartikel. 1400 der dm-Märkte befinden sich in Deutschland daher in sogenannten Fachmarktzentren. Dort schließen sich vier bis zehn Fachmärkte in einem Gebäudekomplex zusammen.

Fast immer gehören der Lebensmitteleinzelhandel und ein Drogeriemarkt dazu. „Wenn ein Lebensmitteldiscounter eine solche Fläche mietet, weiß er, dass er von uns 1500 Kundinnen und Kunden am Tag bekommt. Deshalb fragt er uns, ob wir mit ihm dort hinziehen“, sagt Trojansky. Fachmarktzentren liegen meist ein wenig außerhalb der Stadtzentren. „Sie haben sich in den vergangenen Jahren als stark erwiesen und sind es weiterhin“, sagt Marco Atzberger, Experte für Handelsimmobilien beim EHI.

Das gilt für Innenstadtlagen nur bedingt. „Citylagen bröckeln“, sagt Atzberger. Flächen werden frei, weil der Onlinehandel vor allem im Textilbereich dem stationären Handel zu schaffen macht. „Wo Bekleidungsfilialisten in der City früher drei Flächen hatten, steht heute oft nur noch eine. Doch das bietet auch Chancen für neue Nutzungsmöglichkeiten“, sagt Atzberger. „Wir sehen einen Trend zum Experimentieren. Händler und Marken mieten die Flächen an, um sich zu präsentieren. Im Vordergrund steht eher das Kundenerlebnis als der Verkauf.“

Methodik
Die Umfrage
Die Auswertung

Decathlon ist nur ein Händler, den es stärker als zuletzt in die City zieht. Ende vergangenen Jahres kündigte der Sporthändler die Aufstockung seines Filialnetzes in Deutschland um 60 Stores auf 150 bis Ende des Jahres 2027 an. Bis zu 100 Millionen Euro will sich der Händler die Expansion kosten lassen.

Bislang setzte Decathlon auf Flächen zwischen 1800 Quadratmetern und 8000 Quadratmetern. Nun sollen vor allem kleinere Flächen ab 500 Quadratmetern hinzukommen. Es geht dem Filialisten dabei auch um Markenbekanntheit. „Wir wollen in den Top-15-Fußgängerzonen in Deutschland vertreten sein, damit unsere Kundinnen und Kunden Decathlon in ihren Alltag integrieren können. Heute kennt nicht jeder Decathlon“, erläutert Stefan Kaiser, Leiter Immobilien bei der französischen Handelskette.

Wollen Händler in Innenstadtlagen mit ihren Filialen in die Gewinnzone, muss freilich das Produkt stimmen. Denn längst nicht jeder kann sich die hohen Mieten leisten. „Quadratmeterpreise im Fachmarkt liegen bei rund 20 Euro pro Quadratmeter, in Innenstadtlagen sind sie nicht selten fünfmal so hoch“, sagt Experte Atzberger. „Für Discounter und margenschwache Branchen kommen Innenstadtlagen deshalb nicht infrage.“ Allerdings erkenne er angesichts leer stehender Lokale bei Vermietern zuletzt steigende Verhandlungsbereitschaft.

Verwandte Themen Deutschland Lidl Rossmann

„Bei Mietpreisen in der inneren City können wir nur selten mithalten“, sagt Benedict Kober, Sprecher des Vorstands bei Euronics. „Margenstärkere Branchen haben da meist die Nase vorn.“ Der Elektronikhändler mit rund 1200 Filialen in Deutschland siedelt sich mit kleineren Flächen vornehmlich in 1b-Lagen an. Mit seinen über 100 Vollsortimentläden, Euronics XXL genannt, sucht er Mittel- und Unterzentren sowie die Peripherie von Großstädten.

Shoppingcenter kämpfen

Neben teuren 1a-Lagen meidet Euronics auch Shoppingcenter: „Die Mieten sind zwar zum Teil bezahlbar, aber die Umlagen für Betriebskosten machen diese Lagen für uns meist unrentabel“, sagt Kober. Die Einschätzung deckt sich mit den Erkenntnissen einer EHI-Studie. Demnach befürchten 54 Prozent der Befragten, diese Lagen würden an Attraktivität weiter verlieren. „Shoppingcenter werden nicht mehr gebaut werden“, sagt Experte Atzberger.

Stattdessen sind neue Konzepte gefragt. So führt Euronics mit Pick & Go ein hybrides Betriebskonzept ein, das vor allem Kunden in Citylage mit guter Anbindung ansprechen soll. Die dortige Sortimentsbreite ist vergleichbar mit einem Euronics XXL, man begnügt sich aber mit deutlich geringerer Ausstellungsfläche. Im Unterschied zu einer reinen Abholstation werden Kunden also beraten. Euronics belegt im Ranking den vierten Gesamtrang.

42
Prozent
der Einzelhändler setzten im Jahr 2024 auf eine ­Vergrößerung ihres
Filialnetzes. Quelle: EHI

Ähnlich gut schneidet Segmüller beim Kundenvotum ab. Der Möbelhändler betreibt derzeit sechs Niederlassungen in Gewerbegebieten auf jeweils 20.000 bis 50.000 Quadratmeter Fläche. „Eine Ansiedlung in dieser Größenordnung in Citylage ist für uns unmöglich“, sagt Christof Gerpheide, Sprecher der Geschäftsleitung. Eine siebte Filiale findet sich in der Stuttgarter City auf nur 2000 Quadratmetern. „Ein Überbleibsel“, sagt Gerpheide. Das Haus stamme noch aus einer Zeit, als Segmüller weniger Flächenbedarf hatte.

„Die Filiale in der Stuttgarter Innenstadt dient uns als Markenbotschafter in dieser Region – auch für den Fall einer Ansiedlung auf größerer Fläche“, sagt Gerpheide. Ansiedlungen im großen Stil seien aktuell aber nicht ­geplant. „Angesichts der gesamtkonjunkturellen Lage halten wir unser Filialnetz eher stabil“, sagt Gerpheide. „Zumal wir wegen unserer vielen Kundenevents mehr Fläche benötigen als unsere Wettbewerber. Geeignete Flächen sind selten.“

Auch Gerpheides Blick geht daher in die Innenstadt. „Wir beobachten die Entwicklung urbaner Einzelhandelsflächen sehr genau und evaluieren laufend, ob kleinere, spezialisierte Formate – etwa Showrooms oder City-Stores – eine sinnvolle Ergänzung zu unserem Portfolio sein können.“

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