Auktionen New York
Wenn eine Banane eine Million wert ist

New York. Eine Banane könnte vielleicht den derzeit nervösen Markt aufheitern. Aber nicht irgendeine Banane, sondern Maurizio Cattelans konzeptionelle Arbeit „Comedian“, die auf der „Art Basel Miami Beach“ im Jahr 2019 bei der Galerie Perrotin für weltweite Furore sorgte. Sämtliche drei Exemplare wurden damals zu mindestens 120.000 Dollar verkauft. Nun ruft Sotheby’s „Comedian“ mit einer Mindesterwartung von einer Million Dollar auf. Sollte sich die Frucht am 20. November als solide Investition erweisen?
Die tonangebenden New Yorker Auktionen verlassen sich jedoch vor allem auf historisch abgesicherte Positionen und wichtige Provenienzen. Sotheby’s geht am 18. November 2024 mit 25 Blue-Chip-Gemälden und Skulpturen aus dem Nachlass der Unternehmerin Sydell Miller voran. Sie verdankt ihr Vermögen der Entwicklung einer professionellen Haarpflegeserie. Nach dem Verkauf ihrer Firma im Jahr 1994 zu etwa 400 Millionen Dollar widmete sie sich dem Aufbau einer eklektischen Sammlung, zu der auch Möbel der so beliebten französischen Bildhauer Claude und François-Xavier Lalanne gehörten.
Aus Millers Besitz kommt Claude Monets Seerosenstudie „Nymphéas“ im seltenen Hochformat auf den Block. Das in den Jahren 1914 bis 1917 entstandene große Werk in Blautönen soll – unveröffentlicht – etwa 60 Millionen Dollar einspielen.
Picassos Gemälde „La Statuaire“, die „Bildhauerin“, von 1925 setzt dazu auf eine Reihe illustrer amerikanischer Provenienzen. Miller hatte es 1999 aus dem Nachlass der wichtigen New Yorker Moderne-Händler Eleonore und Daniel Saidenberg zu 11,8 Millionen Dollar ersteigert. Nun trägt das Bild eine unveröffentlichte Erwartung von 30 Millionen Dollar. Zu ihren jüngsten Arbeiten gehört Willem de Koonings Bronzeskulptur „Cross-Legged Figure“ von 1972, konservativ auf mindestens eine Million Dollar geschätzt.
Sotheby’s anschließende „Modern“-Auktion ruft auch Max Beckmanns marktfrisches „Stilleben mit großer Glaskugel und Kornähren“ (1934) zu mindestens 1,5 Millionen Dollar auf. Es wird von Erben des deutschen Unternehmers Walter Bauer (Berlin/Fulda) veräußert.
Surrealismus zieht sich wie ein roter Faden durch das Angebot, bei Christie’s stellt er am 19. November die höchste Taxe der Woche. „L’Empire des Lumières“, Tag und Nacht in einer Szene vereinend, ist sicher das bekannteste Motiv des belgischen Surrealisten René Magritte. Das ungewöhnlich große Format zielt mit einer Taxe von 95 Millionen Dollar direkt auf einen Auktionsrekord.
Das Magritte-Motiv ist Teil des großen Nachlasses von Iona Maria „Mica“ Ertegun, der prominenten New Yorker Innenarchitektin und Philanthropin. Die Witwe des türkischstämmigen Musikmoguls Ahmet Ertegun, Mitgründer des einflussreichen Plattenlabels Atlantic Records, war im vergangenen Dezember im Alter von 97 Jahren gestorben.
Texanischer Öl-Tycoon liefert Tankstellenbild ein
Christie’s Auktion „20th Century“ wird von Ed Ruschas Tankstelle am berühmten Highway Route 66 dominiert. Das Großformat „Standard Station, Ten-Cent Western Being Torn in Half“ von 1964 lieferte der texanische Investor Sid Bass, Spross einer Ölfamilie, gegen die Erwartung von über 50 Millionen Dollar ein.
Zwei frühe, kraftvolle Gemälde von Joan Mitchell aus dem Jahr 1955 steuert die Rockefeller University in New York bei. „City Landscape“ soll mindestens 15 Millionen Dollar einspielen. In den letzten 15 Jahren ist Mitchells Marktwert enorm gestiegen und in Christie’s Privatverkäufen sei sie neben Yayoi Kusama seit drei Jahren die gefragteste Künstlerin, sagt Christie’s CEO Guillaume Cerutti.
Auch Phillips setzt am 19. November auf bekannte Namen, angeführt von Jackson Pollocks „Untitled“ aus der Zeit um 1948. Die weißen Schlieren auf schwarzem Grund gehen mit einer unveröffentlichten Taxe von über 13 Millionen Dollar ins Rennen.