Ausstellungen in München und Berlin
Cecily Brown als Malerin: Emotionen im Schwebezustand

Die britische Künstlerin malt die erotische Saga vom tierisch verwandelten Göttervater Zeus wie die Szene einer schrillen Punk-Oper.
München. Der Mythos von Leda und dem Schwan ist tausende von Jahren alt. Die britische Künstlerin Cecily Brown aber malt die erotische Saga vom tierisch verwandelten Göttervater Zeus wie die Szene einer schrillen Punk-Oper. Wild der Pinselstrich, chaotisch mit Anspielungen aufgefüllt das Interieur. Der schroffe Malduktus des zerzausten Vogel-Gefieders drückt höchste Erregung aus, Leda in ihrer skizzenhaften Erscheinung bleibt stets ambivalent.
Diese Aquarell-Serie und eine Reihe ihrer energiegeladenen Gemälde in der aktuellen Ausstellung der Pinakothek der Moderne in München bestätigen aufs Neue, was Szenekenner schon länger wissen: Cecily Brown gehört zu den aufregendsten Frauen der zeitgenössischen Malerei.
Dabei ist die in New York lebende Britin eher eine Traditionalistin als eine Bilderstürmerin. Die Alten Meister wie Hieronymus Bosch oder Peter Paul Rubens sind ihr näher als die konzeptuelle Kunst der Young British Artists um Sarah Lucas und Damien Hirst, mit denen sie zeitgleich im London der 1990er-Jahre studierte.
Ihre Arbeiten stiften dennoch eine subtile Unruhe. Bildgewaltig und enigmatisch transformiert sie die Themen ihrer großen Vorbilder in eine neue Sprache der Malerei. Menschengruppen in Parks und Badende bevölkern ihre großen, wandfüllenden Leinwände und erinnern entfernt an Paul Cèzanne und Édouard Manet. Liebespaare und Männerakte in freier Natur bringen Max Beckmann und die Expressionisten ins Spiel.