Kunstmessen
Paris bietet das Beste auf, was der Markt für Zeichnungen hergibt

Paris. Spontan skizzierte Menschen findet der Messeflaneur im „Salon du Dessin“ ebenso wie Landschaften, die so detailliert ausgearbeitet sind, als wären sie ein Gemälde. Der 32. Salon findet vom 20. bis 25. März in der ehemaligen Börse von Paris, dem Palais Brongniart, statt.
Von 39 Ausstellern kommen 17 aus dem Ausland. Erstmals dabei sind: der Londoner Kunsthändler Emanuel von Baeyer, die römische Galerie Paolo Antonacci, François Delestre Fine Arts aus London und Paris sowie die Galerie 1900–2000 aus Paris und New York.
Den Messeflaneur erwarten mehr als 1000 Zeichnungen von Alten Meistern, flankiert von modernen und zeitgenössischen Revoluzzern. Louis de Bayser von der gleichnamigen Galerie steht dieser Messe als Präsident vor. Zu den Hinguckern am Stand zählen sehr schöne Blätter: die Studie eines römischen Offiziers in Kohle und Rötel von Jean-Auguste-Dominique Ingres sowie ein Löwe mit Katzenkopf von Eugène Delacroix.
Die Galerie Ditesheim & Maffei aus Neuchâtel überrascht mit einem Zeitsprung. Der 69-jährige britische Künstler Simon Edmondson zeichnet eine eindringliche Hommage an Spaniens Hauptmeister des Barock, Vélazquez. Nach einem Brand in Velázquez’ Atelier wurde von dessen Gemälden zur antiken Mythologie nur das Bild „Merkur und Argos“, heute im Prado in Madrid, gerettet. Edmondson nutzte historische Dokumente, um Zeichnungen auszuarbeiten, die von Velazquez beeinflusst sind. Die so generierten, eindringlichen Zeichnungen werden zum ersten Mal ausgestellt.
Der Salon du Dessin bietet mehrere vertiefende Ausstellungen mit Höhepunkten aus der Geschichte der Zeichnung. Dieses Jahr ist die vor 50 Jahren vom Künstler selbst gegründete Dubuffet-Stiftung der Ehrengast. Eine weitere Sonderschau gilt Katrin Bellinger. Sie ist eine leidenschaftliche Sammlerin von Zeichnungen und war eine Händlerin der Spitzenklasse für diese Gattung.
2001 gründete Bellinger in München die Tavolozza Foundation. Die gemeinnützige Organisation besitzt mehr als 1800 verschiedene Medien, darunter Zeichnungen, Gemälde, Drucke, Fotografien und Skulptur von der Renaissance bis zur Gegenwart. Ihr einzigartiger Fokus liegt auf dem Thema „Künstler bei der Arbeit“. „Tavolozza“ bedeutet auf Italienisch Palette. Die Sonderausstellung bietet eine schöne Auswahl, um die Tavolozza Foundation zu entdecken.
Eine Skizze von Viollet-le-Duc leitet über zum Thema „Reisende Künstler“: Der Franzose malt einen Maler, winzig klein, in einer blau schillernden Gletscherspalte, wie er eben die Hölle aus Eis seelenruhig schildert. Marco Simone Bolzoni, Kurator für Zeichnungen Alter Meister und des 19. Jahrhunderts der Sammlung Black in New York, wird am 20. und 21. März eine Konferenz zum Thema „Reisezeichnungen“ leiten. Dies gibt den Ausstellern die Gelegenheit, ihre schönsten Blätter zu präsentieren.
Seit 2010 verleiht die Stiftung Daniel und Florence Guerlain jedes Jahr ihren Preis für Zeitgenössische Zeichnung während des Salons. Nominiert sind 2024 die Libanesin Lamia Joreige, der Israeli Amir Nave und der Grieche Christos Venetis. Auch für die beiden, die den Preis nicht erhalten, ist die Nominierung eine Ehre. Der Name des Preisträgers wird am 21. März bekannt gegeben.
Geht es im Salon um einen Ritt durch die Epochen, von der Renaissance bis zur Gegenwart, widmet sich „Drawing Now“ als erste Messe für zeitgenössische Kunst in Europa ausschließlich der Zeichnung. Im Carreau du Temple kommen 73 Galerien aus der ganzen Welt mit Werken von mehr als 300 Künstlerinnen und Künstlern zusammen.
19 Galeristen nehmen zum ersten Mal auf der Drawing Now teil; viele internationale Galerien stellen Frauen in den Mittelpunkt. Der neue Messesektor „Flashback“ präsentiert Soloshows mit Meisterwerken aus den Jahren zwischen 1913 und 1960. Er ermöglicht die Entdeckung von (zu) lange verborgener Kunst.
Schon seit 13 Jahren gibt es den Preis „Drawing Now“. Er zeichnet Kunstschaffende und ihre Galeristen aus. Denn Letztere sind es, die Arbeit eines Künstlers oder einer Künstlerin erst ausfindig und dann sichtbar machen. Nominiert sind Caroline Corbasson, vertreten durch Dilecta; Stéphanie Mansy von der Galerie F; Catherine Meurisse bei der Galerie Barbier; Marine Pagès und die Galerie Bernard Jordan sowie Tatiana Wolska, repräsentiert von Irène Laub.
Der Name der Preisträgerin wird bei der Eröffnung der Drawing Now Art Fair am Mittwoch, 20. März, bekannt gegeben. Der Preis, den die Drawing Society unterstützt, ist mit 15.000 Euro dotiert. 5000 Euro Preisgeld für den Künstler, 10.000 Euro Produktionsbeihilfe für eine dreimonatige Ausstellung im Drawing Lab und die Herausgabe eines Katalogs.
Nur im März kann der Fan von Skizzen, der Kenner der Zeichnungskunst sich in Paris ein so dichtes Angebot von Werken aller Epochen vor Augen führen. Gutes Schuhwerk und Standvermögen sind hilfreich.
32. „Salon du Dessin“ im Palais Brongniart, Paris: 20. bis 25. März 2024
„Drawing Now Art Fair” im Carreau du Temple in Paris: 20. bis 24. März 2024