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  4. Wirtschaftsbuchpreis: Felix Lee gewinnt mit „China, mein Vater und ich“

Gala zum Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2023

„China, mein Vater und ich“ von Felix Lee ist das beste Wirtschaftsbuch des Jahres

Die Gewinner des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2023 stehen fest: China-Experte Felix Lee hat das beste Wirtschaftsbuch geschrieben. Der Leserpreis geht an Sara Weber.Anja Holtschneider, Claudia Panster 21.10.2023 - 14:11 Uhr aktualisiert Artikel anhören

Sara Weber gewann den Leserpreis, Felix Lee den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis.

Foto: (c) Uta Wagner

Frankfurt. Die Buchmesse ist immer politisch – in diesem Jahr angesichts des Terrors der Hamas besonders. Das war auch bei der Gala zur Verleihung des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises spürbar. Hans-Jürgen Jakobs, Vorsitzender der Jury, zitierte in seinen einleitenden Worten Bertold Brecht mit seinem 1939 erschienenen Gedicht „An die Nachgeborenen“:

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

Brecht wandte sich damit an die, die die Gräueltaten des Nationalsozialismus verschweigen wollten. Den klaren Ton zu setzen und dabei unsere Werte zu leben, sei heute ein ebenso wichtiges Ansinnen, appellierte Jakobs.

Der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis, den das Handelsblatt gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse und der Investmentbank Goldman Sachs bereits zum 17. Mal vergeben haben, lebe diese Tradition. „Die der Aufklärung, der evidenzbasierten Erörterung, des Vermehrens gesättigten Wissens.“

In dieser Tradition waren zehn Bücher nominiert. Jedes behandelt ein gesellschaftlich, wirtschaftlich relevantes Thema – Klima, Künstliche Intelligenz oder Geopolitik.

Lebensgeschichte des Vaters mit der Geschichte Volkswagens verbunden

Die Wahl der Jury zum Wirtschaftsbuch des Jahres 2023 fiel auf das Buch „China, mein Vater und ich“, das im Ch. Links Verlag erschienen ist. Der Journalist Felix Lee schildert darin die Lebensgeschichte seines Vaters – die eng mit der Entwicklung Chinas verbunden ist. Als junger, einzig chinesisch sprechender Mitarbeiter von Volkswagen in Wolfsburg war er am Aufbau des China-Geschäfts des Autobauers beteiligt.

Die Jury, die aus hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft besteht, entschied sich für Lees Buch, weil es in besonderer Weise eine ökonomisch fundierte und höchst relevante Geschichte erzählt: „Das Buch verbindet äußerst geschickt und fokussiert persönliches Erleben mit objektiven Veränderungen in der geoökonomischen Weltlage“, urteilt die Jury.

Felix Lee: China, mein Vater und ich. Ch. Links Verlag, Berlin 2023, 256 Seiten, 22 Euro. Foto: Handelsblatt

Der Preis wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf einer feierlichen Gala im Frankfurter Hof mit mehr als 150 geladenen Gästen verliehen. Lee nahm den Preis im Beisein seiner Eltern persönlich entgegen.

Auf der Bühne erzählten sein Vater und er, wie das Buch auf Basis vieler Gespräche und alten Unterlagen des Vaters entstand und wie China sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat – und wie es zu gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten kam.

Zur Preisverleihung reisten acht Autoren von sieben nominierten Büchern an. Die anderen nominierten Autoren wurden per Video dazugeschaltet.

Foto: (c) Uta Wagner

„Die Buchbranche spiegelt immer, was auf der Welt passiert“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. Mehr als 120 Länder seien dieses Jahr auf der Messe vertreten und jedes Land bringe seine eigene Geschichte mit. „Krisen gehören deshalb zur DNA der Buchmesse“, sagt Boos.

Sara Weber trifft den Nerv der Leserinnen und Leser

Auffällig war, dass dieses Jahr kein klassischer Ökonom auf der Shortlist vertreten war. Ein Thema, mit dem die Ökonomen sich aktuell beschäftigen, sind die steigenden Zinsen. Noch sei es zu früh, um über diese Entwicklung ein Buch zu schreiben, sagt Alexander Mayer, Head of Investment Banking Deutschland bei Goldman Sachs. Aber: „Die Rückkehr der Zinsen wird dazu führen, dass Wirtschaftsakteure sich mehr Gedanken machen müssen.“ Er erwarte in den nächsten Jahren Werke dazu.

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>> Lesen Sie hier: Wofür es sich lohnt zu arbeiten – und wofür nicht

Den richtigen Schwerpunkt setzte aus Sicht der Handelsblatt-Leserinnen und Leser Sara Weber. Die Autorin gewann den undotierten Leserpreis mit ihrem Buch „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?“, erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Bereits zum zweiten Mal konnten die Leser des Handelsblatts in den vergangenen Wochen ihren Favoriten wählen.

Sara Weber: Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023 240 Seiten 18 Euro Foto: Handelsblatt

Weber, ehemalige Redaktionsleiterin des Karrierenetzwerks LinkedIn in Deutschland, analysiert in ihrem Buch die Fehler der Arbeitswelt von heute – und beschreibt mögliche Lösungen. „Die meisten von uns haben in den letzten Jahren und Monaten gemerkt, das beim Thema Arbeit etwas hackt,“ sagt Weber bei der Preisverleihung.

Ihr persönlicher Schlüsselmoment war der 24. Februar 2022 als Russland die Ukraine angriff. „Was mache ich hier eigentlich?“, fragte sich Weber, als sie am Schreibtisch saß und versuchte, normal zu arbeiten. So konnte sie nicht weitermachen.

Mit diesem Gefühl ist sie offensichtlich nicht allein. „Unsere Arbeitswelt ist sehr ungerecht geworden“, sagte die Autorin. Manche, die sehr hart arbeiten und systemrelevant seien, würden schlecht bezahlt. Und anderen, die im Homeoffice säßen, ginge es sehr gut. „Da muss es mehr Gerechtigkeit und mehr Menschlichkeit geben“, fordert Weber. Sie hat es in ihrem Buch geschafft, das anschaulich und verständlich aufzuschreiben.

„KI kann im Grunde genommen nur Statistik“

Etwas, dass sie Künstlicher Intelligenz – noch (?) – voraus hat. Was KI kann und was sie vor allem nicht kann, erklärte die Informatikerin Katharina Zweig den geladenen Gästen: „KI kann im Grunde genommen nur Statistik.“

Die Professorin erklärte anschaulich, was KI aktuell wirklich kann – und was nicht.

Foto: (c) Uta Wagner

Entscheidungen, die nie zuvor getroffen wurden, etwa die Frage, ob es wie im Falle der Corona-Pandemie einen Lockdown geben solle, könne eine KI nicht treffen. Denn KI-Programme werden nach vorhandenen Mustern trainiert. Auch Entscheidungen, die eine Begründung erfordern, seien laut Zweig nicht machbar. „Eine KI bildet ihre gelernten Muster, kann diese aber nicht erklären“, sagt die Expertin.

Dafür könne Künstliche Intelligenz faktische Entscheidungen überprüfen. Wichtig dabei sei allerdings die Auswahl der Kriterien. „Diese müssen an ihr Problem angepasst sein. Man braucht von Anfang an KI-Experten, wenn man ein Programm kaufen oder entwickeln möchte“, sagt Zweig.

Ihr Fazit: „KI wird uns dabei helfen Entscheidungen zu treffen, aber am Ende entscheiden wir Menschen immer noch selbst.“ Buchmesse-Chef Juergen Boss konstatierte: „Künstliche Intelligenz kann positiv sein. Aber bei Kreativität versagt sie.“ Die Weisheit, die richtigen Worte zu finden, im Sinne Brechts, obliegt bis auf weiteres den Menschen.

Mehr: Das sind die zehn besten Wirtschaftsbücher des Jahres

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