Gesundheit
Der Hausarzt soll zum Sparkommissar der Koalition werden

Berlin, Stockholm, Paris. Rückenschmerzen sind in Deutschland weitverbreitet. Die gängige Reaktion darauf ist, einen Termin beim Orthopäden zu vereinbaren. Oft folgen lange Wartezeiten, eine teure MRT-Untersuchung und manchmal sogar eine Operation. Und das, obwohl Studien zeigen, dass eine Verhaltens- oder Schmerztherapie in vielen Fällen wirksamer ist. Für die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) dürfte genau dieses Muster ein Symbol für ein krankes System sein.
Sie will das Gesundheitssystem effizienter, digitaler und vor allem kostengünstiger gestalten. Ein zentrales Vorhaben dabei ist das „verbindliche Primärarztsystem“: Künftig sollen Patienten bei Krankheit zuerst ihren Hausarzt aufsuchen, der sie als Lotse durch das komplexe Gesundheitssystem führt.
Laut Koalitionspapier könnten so ab 2028 Milliarden eingespart werden. Denn mit bis zu zehn Arztbesuchen pro Jahr sind die Deutschen europaweit Spitzenreiter. Warken betonte in den Tagesthemen, dass die Reform nicht „von heute auf morgen umgesetzt werden kann“. Ihr Ziel: die Versicherten nicht weiter durch höhere Beiträge zu belasten und Facharzttermine wieder schneller zu ermöglichen.
Doch schon jetzt regt sich Widerstand. Ulrike Elsner, Chefin des Verbands der Ersatzkassen (VDEK), spricht von „großem Wunschdenken“. Bis zu zwei Milliarden Euro jährlich durch Patientensteuerung einzusparen, hält sie für „nicht realitätsgetrieben“. Auch Ärztevertretungen und die Opposition kritisieren den Plan. Die Bedenken lauten: zu unausgereift, zu bürokratisch, zu überlastend.