Arzneimittel
EU will Produktion von Medikamenten nach Europa zurückholen

Berlin. Kurz vor dem Treffen der EU-Gesundheitsminister in Luxemburg macht Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) den Ernst der Lage klar: „Globalisierung hat dort Grenzen, wo sie uns angreifbar macht.“ Gemeint ist die Arzneimittelversorgung – viele wichtige Medikamente werden längst nicht mehr in Europa hergestellt. Etwa 80 Prozent der Antibiotika kämen von einem anderen Kontinent. „Das müssen wir ändern“, sagt sie.
Die EU will reagieren. Beim Epsco-Rat, dem Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz, der an diesem Donnerstag und Freitag in Luxemburg tagt, beraten die Gesundheitsminister über neue Regeln, die Europas Arzneimittelversorgung stabiler machen sollen. Auf der Agenda stehen der „Critical Medicines Act“ und das Pharmapaket.
Denn was im Alltag funktioniert, kann in Krisen schnell zusammenbrechen: Pandemien oder geopolitische Spannungen lassen Lieferketten reißen – Apotheken bleiben leer, Kliniken geraten unter Druck. Anfang 2024 meldete die Europäische Arzneimittel-Agentur 34 nicht verfügbare Medikamente in der EU, darunter 16 lebenswichtige. In Belgien stiegen die Engpässe um 20 Prozent. Großbritannien, Osteuropa und auch Deutschland waren bei Antibiotika betroffen – zeitweise fehlten hierzulande vor allem Arzneien für Kinder.