Taurus-Abhöraffäre
Geheimdienstchef fürchtet „noch Schlimmeres“ als das Bundeswehr-Leak

Berlin. Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, hat nach der russischen Veröffentlichung eines Mitschnitts von Beratungen deutscher Luftwaffen-Offiziere zum Ukrainekrieg Konsequenzen gefordert. „Wenn wir nicht schnellstens einen lange überfälligen Bewusstseinswechsel bekommen und endlich verstehen, dass wir hybriden Bedrohungen und Angriffen als Staaten und Gesellschaften ausgesetzt sind, dann werden wir alsbald noch Schlimmeres erleben als dieses aktuelle Leak und etwaige Peinlichkeiten“, sagte Kramer dem Handelsblatt.
„Abgesehen davon werden unsere Partner in anderen Ländern ihrerseits Konsequenzen ziehen und manche Informationen mit uns nicht mehr teilen.“ Das sei „eine folgerichtige Konsequenz“, um die eigenen Interessen und Menschenleben nicht zu gefährden. „Das würde ich ebenso in einer solchen Lage tun.“
Das russische Staatsfernsehen hatte am Freitag vorvergangener Woche im Internet den Mitschnitt einer vertraulichen Telefonkonferenz von vier Bundeswehr-Generälen veröffentlicht. Darin ist zu hören, wie Luftwaffen-Chef Ingo Gerhartz mit drei Untergebenen über einen möglichen Einsatz deutscher Taurus-Marschflugkörper in der Ukraine gegen die russischen Angreifer spricht. Damit solle eine Unterrichtung von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius vorbereitet werden, heißt es in der Aufnahme.