China
Pekings schwieriger Balanceakt im Iran-Israel-Konflikt

Shanghai. Chinas Außenminister Wang Yi solidarisierte sich am Wochenende mit dem Iran, als er mit seinen iranischen und israelischen Amtskollegen per Telefon über die militärische Auseinandersetzung der beiden Nahoststaaten sprach. Er verurteilte Israels Angriffe auf den Iran als „inakzeptabel“ und rief zur Deeskalation auf. Doch in Chinas sozialen Medien sind auch andere Stimmen zu lesen.
Dort machen sich Nutzer über das Mullah-Regime lustig. Der Iran sei ein „Papiertiger“, ist im reichweitenstarken Netzwerk Weibo zu lesen. Teherans Reaktion wird als schwächlich und lachhaft dargestellt.
Zwischen offizieller Diplomatie und öffentlicher Stimmung klafft eine große Lücke. Sie zeigt eine tief liegende Spannung in Chinas Außenpolitik. Die Volksrepublik unterstützt den Iran zwar politisch und wirtschaftlich, versucht sich zugleich aber als neutraler und verantwortungsvoller Akteur zu positionieren. Durch die Eskalation zwischen Teheran und Tel Aviv stößt dieser Balanceakt an seine Grenzen.
Chinas Wirtschaft hängt von Irans Öl ab
China reagierte nur zurückhaltend. Am Montag erneuerte Wang seine Warnung vor einer Eskalation. Über die symbolische Kritik hinaus greift die Volksrepublik nicht in die Krise ein, nicht einmal als Vermittler. Das war bei der iranisch-saudischen Annäherung vor zwei Jahren anders. Damals inszenierte sich China bewusst als Friedensstifter und übernahm eine aktive Rolle im Nahen Osten.