Entwicklung
Deutsche Unternehmen erfinden viel, aber verkaufen wenig Neues

Düsseldorf, Stuttgart, München, Wien. Forschungschef Udo Gómez muss sich häufiger anhören, dass Bosch nicht mehr innovativ genug sei. Durch bahnbrechende Entwicklungen wie der Einspritztechnik für Verbrennungsmotoren im Jahr 1951, dem Antiblockiersystem ABS (1978) oder dem Fahrstabilitätsprogramms ESP (1995) sind die Schwaben zum weltgrößten Autozulieferer aufgestiegen.
Kritiker monieren, dass seit Jahren zu wenig Neues auf den Markt kommt. Dabei hat Bosch 2024 die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) trotz rückläufigem Umsatz auf 7,8 Milliarden Euro erhöht. Der Konzern investiert etwa in Künstliche Intelligenz (KI), Software, Quantentechnologie und Wasserstoff.
Für Bosch sei wichtig, sich mit einer Vielzahl neuer Technologien, aber auch der Transformation bestehender Geschäfte auseinanderzusetzen, erklärt Gómez. „Dadurch entstehen ganz viele potenzielle Innovationen.“ Welche Technologie sich durchsetzt, lasse sich nur schwer vorhersehen. Es habe auch keiner gewusst, dass ESP ein Blockbuster werden würde. „Deswegen ist Durchhaltevermögen wichtig.“
Nicht nur bei Bosch ist die Suche nach Zukunftsgeschäften mühsam: Mehr als 203 Milliarden Euro haben Firmen in Deutschland 2023 für Innovationen ausgegeben – fast 80 Prozent mehr als 2006, zeigen aktuelle Zahlen des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
Ausgezahlt hat sich das kaum: Die deutsche Wirtschaft erzielte 2023 nur etwas mehr als 12 Prozent ihrer Umsätze mit Produktinnovationen. 2006 waren es noch 18 Prozent. Als Innovationen gelten neue oder merklich verbesserte Produkte, die in den vergangenen drei Jahren auf den Markt gekommen sind.
205 Milliarden Euro: Dafür geben deutsche Firmen ihre Forschungsgelder aus
Wie kann das sein? In welche Forschungs- und Entwicklungsbereiche investieren deutsche Unternehmen? Und sind das womöglich die falschen Felder?