Buchbesprechung
Soziologe Alain Quemin: Wie Galerien mächtig werden

Der französische Soziologieprofessor durchleuchtet die weltweit führenden Galerien. Hier posiert er vor dem Centre Pompidou in Paris.
Genf. Alain Quemin beschäftigt sich seit dreißig Jahren mit der Analyse des internationalen Kunstmarkts. Mit seinem neuesten, voluminösen Buch „Die Welt der Galerien. Zeitgenössische Kunst, Marktstruktur und Internationalisierung“ untersucht der Professor für Soziologie die Entwicklung des Berufs der Galeristen von 1870 bis heute. Der Clou: seine Tabelle, die dank einer persönlich entwickelten Methode eine Rangfolge unter den derzeit führenden internationalen Galeristen ermittelt.
Vor zwanzig Jahren befragte der junge Soziologe Quemin zahlreiche Galeristen, um festzustellen, dass Lügen zu deren Usancen gehört. Seit er jedoch in diversen französischen Zeitschriften veröffentlicht, gewähren ihm dieselben Galeristen Hintergrundinformationen und intime Einblicke in ihre diskrete Welt.
Quemins Darstellung setzt ein mit dem Pariser Kunsthändler Paul Durand-Ruel (1831–1922), dem Erfinder des modernen Kunstmarkts. Durand-Ruel nahm seine Künstler unter Vertrag, kaufte viele ihrer Werke an, solange sie nicht gefragt waren, machte sie bekannt und verkaufte ihre Arbeiten im In- und Ausland.
1870 eröffnete Durand-Ruel eine Galerie in London, ein Jahr später in Brüssel und 1888 in New York. Seine Kollegen Ambroise Vollard, Daniel Henry Kahnweiler, später dann Leo Castelli und zuletzt Larry Gagosian in New York perfektionierten dieses „Business-Modell“ und bauten es mit globalen Filialnetzen weiter aus.