Menü
  1. Arts und Style
  2. Kunstmarkt
  3. Messebericht: Mit der „Art Dubai“ beginnt eine Region den Wandel

Messebericht

Mit der „Art Dubai“ beginnt eine Region den Wandel

Die „Art Dubai“ will sich nachdrücklich in der internationalen 
Kunstszene positionieren. Dazu hat sie sich mit zwei prominenten Frauen aus Basel verstärkt.Stefan Kobel 16.04.2025 - 15:01 Uhr Artikel anhören
Christiane Peschek „Ghost Appearance 6“: Die Mischtechnik von 2023 ist am Stand von Sanatorium zu sehen. Foto: Courtesy Sanatorium and the Artist; VG Bildkunst 2025

Dubai. Die „Art Dubai“ plant den Aufschwung. Mit der Anwerbung von Dunja Gottweis als neuer Direktorin und Alexie Glass-Kantor als kuratorischer Leiterin von der „Art Basel“ ist den Emiratis ein Coup gelungen, der die Messe am Golf nachdrücklich in der internationalen Kunstszene positionieren soll. Die bisherigen Leiter Benedetta Ghione (Geschäftsführung) und Pablo de Val (Kuration) steigen nach der aktuellen Ausgabe in der Konzernhierarchie auf.

„Als ich anfing, war Art Dubai der Hauptevent in Dubai“, erklärt Ghione. „Mittlerweile gibt es 15 Initiativen und Programme im kulturellen Kontext. In dieser Dachorganisation bin ich bei der Art Dubai Group für die Entwicklung neuer Programme zuständig.“ Ihr Kollege werde im Bereich der internationalen Projekte arbeiten.

„Es gab hier schon sehr früh engagierte Sammler in der Diaspora“, fügt sie an, „die aus der größeren Region stammen. Hinzugekommen ist die Expat-Community. Wir wollen vor allem ein Netzwerk zur Verfügung stellen, von dem die Szene vor Ort profitiert. Der große Vorteil von Dubai ist die Internationalität, die in der DNA der Gesellschaft liegt. Unser Bestreben ist es, diese Diversität in den persönlichen Hintergründen und Interessen zu bedienen.“

Für das westlich geschulte Auge ist die in der eigenen, oft vom Ornament geprägten Tradition verwurzelte Kunst schwer zu entschlüsseln. Ghione hilft: „Mohammed Kazem bei Isabelle van den Eynde [heute Gallery Isabelle] etwa hat sich seit den späten 90ern formal entwickelt und ist expliziter geworden, inhaltlich waren die gesellschaftlichen Themen aber immer da.“

Der 1981 in Dubai geborene Rami Farook verkörpert den Wandel, der sich beispielhaft im Kunstviertel Alserkal Avenue vollzieht. Farook erzählt, dass er vor knapp 15 Jahren zu den ersten Künstlern gehörte, die sich in Dubai niederließen, aber zu den letzten, die ein permanentes Atelier hatten.

John Giorno „Bad news ist always true“: Das Acrylbild von 2015 ist bei Thomas Brambilla erhältlich. Foto: © Thomas Brambilla Gallery

Alserkal Avenue war ursprünglich ein Gewerbegebiet. Heute liegt sein Atelier zwischen einem italienischen Maßschuhmacher, Gastronomie, Concept Stores, und um die Ecke zeigt die Galerie Carbon 12 neue Arbeiten von Michael Sailstorfer. Die Alserkal Art Week um die Alserkal Art Foundation fährt ein aufwendiges Programm. Die Alserkals sind eine der ältesten und bedeutendsten nicht-königlichen Familien der Region.

Die Veränderung des Umfelds hat seit der Pandemie enorm an Fahrt aufgenommen. Farooks Atelier ist dadurch mittlerweile auch Showroom. Die Bedingungen seiner Zusammenarbeit mit der saudi-arabischen Galerie ATHR erlauben es ihm, auch direkt zu verkaufen. Die Preise seiner formal und inhaltlich ein weites Spektrum abdeckenden Arbeiten liegen zwischen 1000 und 25.000 Dollar.

Die blinden Flecken, mit denen man sich hier arrangiert, sind jedoch kaum zu übersehen. Audio- und Videoanrufe der einschlägigen verschlüsselten Messenger-Dienste sind größtenteils blockiert. Ein Expat erklärt, die Grenzen seien nie klar, mal sei etwas möglich, mal eben nicht. Die Worte Zensur und Diktatur vermeidet man allgemein.

Eine hier ansässige libanesische Künstlerin erzählt während eines Atelierbesuchs von den Schwierigkeiten, mit denen sie und ihre Kollegen sich konfrontiert sahen und sehen, aber auch von den graduellen Verbesserungen. So seien die Visa-Bestimmungen weniger streng als früher. Zu den sichtbaren Veränderungen gehört die Stadtdekoration. Die noch vor Kurzem ubiquitären Herrscherporträts sind weitgehend verschwunden; man gibt sich weltoffener.

Abdoulaye Konaté „Source de lumière (hexagone ) – motif d’Arabie sur fond rouge“: Die großformatige Textilarbeit aus dem Jahr 2024 gibt es bei Elfie Gallery. Foto: Courtesy of Efie Gallery and the Artist

„Die Messe wird sich stark entwickeln“, glaubt Franco Noero aus Turin. Seine Zuversicht fußt auf den beiden Neuzugängen von der Art Basel. Deren Branchenkenntnis und vor allem Netzwerk dürfte der Art Dubai tatsächlich ein neues Publikum erschließen. Denn bisher hat sie sich vor allem auf Ortsansässige und die größere Region konzentriert. Noero hat nach seinen Angaben in den etwas über zehn Jahren hier vor allem an Institutionen, Expats und Einheimische verkauft.

Der Marktplatz scheint für einige Galerien vor allem im mittleren bis gehobenen Segment interessant zu sein. So hat die Galleria Continua, ursprünglich aus San Gimignano und mit zahlreichen Standorten weltweit, seit fünf Jahren hier eine Filiale, die Londoner Kunsthandlung Waddington Custot betreibt seit zehn Jahren eine Niederlassung. Der Anteil westlicher Galerien war allerdings früher höher.

Die Branche vor Ort selbst ist extrem jung. Mit 30 Jahren ist die Green Art Gallery das absolute Urgestein. The Third Line, international eine der renommiertesten Galerien der Region, feiert gerade ihr 20-jähriges Bestehen. So jung ist das gesamte Ökosystem. Zur jungen Garde gehört die von zwei Geschwistern und ihrer Mutter im Jahr 2022 eröffnete Efie Gallery, die sich afrikanischer Kunst öffnet, vom Kontinent oder aus der Diaspora.

In der Galerie zeigen sie aktuelle Arbeiten von María Magdalena Campos-Pons, auf der Messe Werke der Afro-Kubanerin zusammen mit einer Skulptur von Hugh Findletar, einer Textilarbeit von Abdulaye Konaté und Fotografien von J. K. Bruce-Vanderpuije. Dass die Szene und der Kunstmarkt Asiens sich von hier aus emanzipieren könnten, sollte der Westen durchaus auf dem Schirm haben.

Daryo Beskinazi nimmt mit seiner Istanbuler Galerie X-Ist zum neunten Mal teil, nicht regelmäßig, aber immer wieder. „Wir verstehen uns als internationale Galerie“, sagt er. Daher nehme er an internationalen Messen teil. Veranstaltungen wie die Armory in New York brächten jedoch im Verhältnis zu den Kosten zu wenig Ertrag. In Dubai verkaufe er regelmäßig an Europäer, Asiaten und Institutionen. Aktuell zeigt er unter anderem Werke von Murat Palta, die um die 10.000 Dollar kosten und in osmanischer figürlicher Bildsprache aktuelle Themen verhandeln.

„Ich bin seit Tag eins dabei, auch im Board“, erzählt Andrée Sfeir-Semler aus Hamburg und Beirut, die Grande Dame der Szene, die in diesem Jahr das 40-jährige Bestehen ihrer ursprünglich in Kiel gegründeten Galerie feiert. „Wir haben von Anfang an versucht, Qualität zu fördern. Und sehen Sie es sich an!“ Die Messe mit ihrem kuratorischen Fokus habe sich seit 2006 zu einem riesigen Erfolg entwickelt, „weil wir nie versucht haben, die großen Messen zu doppeln, sondern ein eigenes Profil etabliert haben.“

Mehr: Kunst, Kommerz und Tourismus in Saudi-Arabien
Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
Gutscheine
OTTO - Exklusive Rabatte und Gutscheine
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Gutscheine
Die neuesten Gutscheine und Aktionen bei Lieferando
Anzeige
Gutscheine
Die besten Gutscheine zum shoppen und sparen
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt