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Kunstmarkt

Suche nach Zuversicht bei rückläufigen Verkaufszahlen

Der neue Kunstmarktreport der Art Basel und der Schweizer Großbank UBS bestätigt rückläufige Absatzzahlen. Und: Die Prestigeware Kunst ist nicht vom Schlingerkurs der Trump-Administration betroffen.Michael Assmann 16.04.2025 - 15:51 Uhr Artikel anhören
René Magrittes „L’empire des lumiéres“: Das Gemälde realisierte bei Christie’s mit 105 Millionen Dollar im November 2024 sowohl den Künstlerrekord als auch den Jahresbestwert. Foto: Christie’s Images Ltd. 2025

Neumarkt-Sankt Veit. Diese Frage beschäftigt viele: Was genau will der amerikanische Präsident? Einfuhrzölle rauf, dann wieder runter; treffen will man vorgeblich dann doch nur bestimmte Exportnationen und Warengruppen, und sowieso sind jetzt viele der geplanten Maßnahmen für neunzig Tage wieder auf Eis gelegt – sozusagen als Verhandlungsmasse, was nichts anderes bedeutet, als dass der Ausgang nach wie vor offen ist.

Da scheint es zunächst beruhigend, dass die Prestigeware Kunst vom Schlingerkurs der Trump-Administration nicht betroffen ist. Ob die Marktteilnehmer sich darauf verlassen sollten, dass dies auch so bleibt, wagt angesichts der Sprunghaftigkeit der US-Regierung derzeit allerdings noch niemand vorauszusagen.

Ohnehin sind die bereits bestehenden Restriktionen etwa bei der Einfuhr von Stahl, Aluminium oder Holz für Künstler mit erhöhten Materialkosten verbunden, während Galerien sich neben steigenden Betriebskosten auch auf nachlassende Kauflust ihrer Kunden einstellen dürfen. Denkbar wäre, dass davon ebenso das Messegeschäft betroffen sein wird wie das Luxuswaren-Segment, mit dem nicht nur die großen Auktionshäuser ihr Sortiment abrunden.

Aber auch ohne Eingriffe seitens der Politik hat der Kunsthandel mit rückläufigen Absatzzahlen zu kämpfen. Das bestätigt nun auch der jüngst veröffentlichte „Kunstmarktreport“ der Art Basel und der Schweizer Großbank UBS, der wie gewohnt von Claire McAndrew erstellt wurde. Ihren Daten zufolge schrumpften die Umsätze im zurückliegenden Kalenderjahr auf 57,5 Milliarden Dollar; das entspricht einem erneuten Rückgang von nunmehr zwölf Prozent, nachdem man 2023 noch mit einem Minus von verschmerzbaren drei Prozent davongekommen war.

Remonetarisierung verschoben

Die Ursachen sind schnell gefunden: laue Wirtschaftsprognosen für die EU, Kriege in Europa und Nahost, das unentschlossene Warten auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA – Gründe genug jedenfalls für potenzielle Einlieferer, um ihre Spitzenware nicht ohne Not einem erwartbar verunsicherten Markt anzuvertrauen.

Wer sich gedulden konnte, verschob die Remonetarisierung seiner Schätze auf einen geeigneteren Zeitpunkt oder wählte wenigstens den Weg über diskrete Private Sales. Die verzeichneten denn auch prompt ein Plus von 14 Prozent, übrigens die einzige konkrete Zahl zu diesem intransparenten Graubereich. Den krassen Geschäftseinbruch von einem vollen Viertel bei öffentlichen Auktionen konnte man damit zwar nicht auffangen, aber doch um ein paar Prozentpunkte aufhübschen.

Der gern klagende Handel erwies sich mit einem Rückgang um glimpfliche sechs Prozent im Vergleich überraschend resilient. Entsprechend erwartete ein Drittel der Galeristen für das laufende Jahr einen Aufschwung, und nur ein Fünftel eine Verschlechterung. Im Gegensatz dazu rechneten lediglich 15 Prozent der mittelgroßen Versteigerer mit einem Aufwärtstrend, aber immerhin vier von zehn mit rückläufigen Zahlen.

Mit 43 Prozent der global erzielten Umsätze (24,8 Milliarden Dollar) lagen die USA weiterhin unangefochten vorn, mit großem Abstand gefolgt von Großbritannien (18 Prozent), China (15 Prozent), Frankreich (7 Prozent), Deutschland und der Schweiz (je 3 Prozent). Im Auktionshandel, zu dem Artprice ausdifferenzierte Daten bereitstellte, waren nahezu alle Epochen von deutlich verringerten Abverkäufen betroffen.

Im besonders spekulationsanfälligen Segment der Zeitgenossen musste man mit 36 Prozent die höchste Verlustrate hinnehmen, aber auch die Jahresbilanz für Kunst nach 1945 (minus 24 Prozent), Impressionismus/Spätimpressionismus (minus 17 Prozent) oder Altmeister (minus 25 Prozent) war durchweg negativ.

Gesuchte Ringeltauben

Weitaus aussagekräftiger war das Aufkommen an Losen im achtstelligen Preisbereich, das um etwa 40 Prozent zurückging. Zusammengenommen ergaben die Ergebnisse für die fünfzig teuersten Positionen gegenüber denen des Vorjahres ein Minus von 30 Prozent, was mit einem Mangel musealer Qualitäten in der Offerte erklärt wird.

Fast gewinnt man den Eindruck, als verdankten sich die schleppenden Verkaufszahlen einzig und allein der Verzagtheit der Anbieter, zumal die Käufer durchaus Engagement bewiesen, sobald ihnen eine der gesuchten Ringeltauben angeboten wurde: wie Magrittes „L’empire des lumiéres“ (Abb.), das als Highlight der Sammlung Mica Ertegun im November bei Christie’s, New York, ein Höchstgebot von 105 Millionen Dollar erhielt und damit den Künstlerrekord wie den Jahresbestwert realisierte.

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Schon darum möchte Thierry Ehrmann von Artprice das Umsatzloch nicht überbewerten. Und so weist er darauf hin, dass ein gesunder Markt nicht allein vom Umsatz abhängt, sondern auch vom soliden Fundament der unteren Preisgruppen oder dem Zuwachs an Erstkunden und neuen Künstlern – Zahlen, die eigens errechnet werden, um Zuversicht zu vermitteln. Dazu gehört auch die Quote der vermittelten Lose, die auf zwei Drittel verbessert werden konnte. Zweckoptimismus siegt.

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