Museumspolitik in Berlin
Wege und Irrwege beim Ankauf von Dürer

Zeichnungen wie dieses 1526 mit schwarzer Kreide auf braun grundiertem Papier gezeichnete Blatt gehören zu den Schwerpunkten der Ausstellung (Ausschnitt aus einem Hochformat).
Berlin. Die Dürer-Sammlung des Berliner Kupferstichkabinetts hat Weltformat. Nur die Wiener Albertina und das British Museum haben einen ebenbürtigen Bestand. Jetzt kann das Museum am Kulturforum mit seinen Pfunden wuchern: Die Ausstellung „Dürer für Berlin“ ist eine erhellende Wanderung durch die Sammlungsgeschichte mit 130 Exponaten. Der Schwerpunkt liegt bei den Zeichnungen der Sammlung, die man so schnell in dieser Vollständigkeit nicht wieder sieht. Die Schau ist die Abschiedsausstellung des sich in den Ruhestand verabschiedenden Oberkustos Michael Roth.
Dürer war als nationale Identifikationsfigur schon in den preußischen Privatsammlungen präsent. Deren Werke wurden dem Königshaus in der Hoffnung auf die Gründung einer musealen Graphischen Sammlung gestiftet. Sie wurde 1831 realisiert und mit Dürer-Beständen der Nürnberger Sammlung Derschau, des Grafen von Lepell und des preußischen Generalpostmeisters K.F. von Nagler prominent bestückt.
Der latente Hunger auf Dürer und seine Instrumentalisierung zum „reichsdeutschen“ Künstler im Zuge der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 führten zu einem sammlungshistorischen Skandal. Er ging als „Dürer-Streit“ in die Annalen ein.