US-Tech-Aktien: Fünf Forschungsweltmeister im Kennzahlencheck

Niemand gibt so viel Geld für die Forschung aus wie die fünf großen US-Tech-Konzerne Amazon, Alphabet, Meta, Apple und Microsoft. Auffällig ist: Wer viel forscht, fährt hohe Gewinne ein und steigert seine Aktienkurse rasant. Das Handelsblatt beleuchtet neben den Forschungsschwerpunkten die Gewinn- und Kursentwicklung und daran gemessen das weitere Aufwärtspotenzial an der Börse. Eine Aktie ist deutlich preiswerter als der Gesamtmarkt. Microsoft-Aktie: Teuer, aber hochprofitabel Umgerechnet 27,3 Milliarden Euro sind im abgelaufenen Geschäftsjahr in die Forschung geflossen, neun Prozent mehr als im Jahr davor. Forschungsschwerpunkte sind KI-Technologien und Cybersicherheit mit automatisierten Anwendungen. Hinzu kommen Forschungen bei Azure OpenAI Services. Sie ermöglichen Unternehmen den Zugang zu KI-Modellen wie GPT über die Microsoft-Cloud-Plattform Azure. Unternehmen können diese Modelle in ihre eigenen Anwendungen integrieren – etwa für Kundenservice, Texterstellung, Datenanalyse oder Softwareentwicklung. In den letzten zehn Jahren legte die Aktie um gut 1000 Prozent zu und damit mehr als doppelt so viel wie die amerikanische Technologiebörse Nasdaq. Im Geschäftsjahr 2024/2025, das bei Microsoft am 30. Juni endete, erzielte der Konzern einen Nettogewinn von 88 Milliarden Dollar. Das waren 22 Prozent mehr als im Jahr davor. Für das laufende Jahr prognostizieren Analysten im Schnitt 100 Milliarden Dollar. Dennoch geriet der Aktienkurs zuletzt unter Druck. Ein Grund dafür dürfte die hohe Bewertung sein. Das Unternehmen und heruntergerechnet jede Aktie kosten an der Börse den 31-fachen Jahresnettogewinn. Basis für das auf diese Weise errechnete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sind die von Analysten für die nächsten vier Quartale prognostizierten Gewinne Microsofts. Damit ist die Aktie am höchsten unter den hier porträtierten Titeln bewertet. Mit Nettoumsatzrenditen von Jahr für Jahr mehr als 30 Prozent ist Microsoft jedoch seit Langem einer der profitabelsten Großkonzerne weltweit. Das gelingt mithilfe einer exzellenten Markenbindung und fast monopolartigen Strukturen. Mehr als die anderen porträtierten Aktien ist Microsoft ein werthaltiger Wachstumskonzern. Dies spiegelt neben den steigenden Konzerngewinnen die Dividende wider: Sie erhöhte sich in den vergangenen 20 Jahren um durchschnittlich gut 20 Prozent – wohlgemerkt Jahr für Jahr. Apple-Aktie: Hohe Bewertung ist gesunken Der iPhone-Hersteller forscht an seinem Projekt Intelligence: eine Sammlung generativer KI-Funktionen, die in den firmeneigenen Betriebssystemen integriert sind. Ziel sind intelligente Schreibhilfen, Bildgenerierung und Zusammenfassungen auf dem lokalen Gerät. Darüber hinaus forscht Apple im digitalen Gesundheitsmanagement für seine Apple Watch und andere Geräte. Dazu gehören Blutzuckermessung, Schlafüberwachung, Stressanalyse und präventive Gesundheitswarnungen. 29 Milliarden Euro ließ sich Apple im abgelaufenen Geschäftsjahr die Forschung kosten, fünf Prozent mehr als im Jahr davor. Die Aktie legte in den vergangenen zehn Jahren um gut ein Drittel stärker zu als die Nasdaq. Die Aktie ist mit einem KGV von 26,5 auf Basis der prognostizierten Nettogewinne für die nächsten vier Quartale nicht günstig, aber deutlich niedriger bewertet als noch vor einigen Monaten. Grund dafür ist der Kursrückgang von gut 20 Prozent seit Anfang des Jahres. Ursache dafür waren sinkende Erträge. Diese Zeiten dürften zu Ende gehen. Nach knapp 94 Milliarden Dollar Nettogewinn im abgelaufenen Jahr prognostizieren Analysten für das laufende Geschäftsjahr 107 Milliarden Euro. Apple ist seit vielen Jahren hochprofitabel. Die Nettoumsatzrenditen liegen Jahr für Jahr bei mehr als 20 Prozent. Wie kaum ein anderer Konzern hat es Apple mit einem in sich geschlossenen Kreislauf zwischen seinen verschiedenen Geräten geschafft, Kunden langfristig zu binden. Das ermöglicht es seit Jahren, hohe Preise aufzurufen und hohe Margen zu erzielen. Meta-Aktie: Niemand der Großen ist profitabler Der Facebook-Konzern forscht in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). 40,5 Milliarden Euro gab Meta dafür im vergangenen Jahr aus, 14 Prozent mehr als 2023. Täglich nutzen nach Konzernangaben mehr als drei Milliarden Menschen mindestens eine der drei Plattformen Facebook, Instagram oder WhatsApp. Damit hat die Firma beste Voraussetzungen, um ihre neu entwickelten maschinellen Lerntechniken auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) in Echtzeit zu testen. Mit einer Nettoumsatzrendite von 37,9 Prozent ist der Facebook-Konzern hochprofitabel und noch profitabler als alle übrigen hier porträtierten Titel. Die Aktie hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verzehnfacht und ist damit mehr als doppelt so stark gestiegen wie die Gesamtbörse Nasdaq. Doch wirklich teuer ist Meta deshalb nicht. Grund dafür sind die sich in den vergangenen Jahren vervielfachten Konzerngewinne. Mit einem KGV von 24,9 auf Basis der für die nächsten vier Quartale prognostizierten Gewinne ist die Aktie unter den hier analysierten Titeln nach Alphabet am zweitgünstigsten bewertet. Alphabet-Aktie: Günstig bewertet Die Muttergesellschaft der Suchmaschinenfirma Google fokussiert ihre Forschung in Zukunftsfeldern wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Infrastruktur, digitale Medien, autonomes Fahren und digitale Gesundheit. Dabei geht es um firmeneigene KI-Modelle wie Gemini, die in firmeneigene Produkte wie Google, Gmail, Docs und Android integriert werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die CO2-freie Energieversorgung für Rechenzentren. Ziel ist es, in allen eigenen Geschäftsbereichen bis 2030 klimaneutral zu werden. 45,6 Milliarden Euro flossen im vergangenen Jahr in die Forschung. Trotzdem blieben mit jedem Dollar Umsatz 28,6 Cent Gewinn nach allen Kosten übrig. Damit ist Alphabet außergewöhnlich profitabel. Die Aktie ist in den letzten zehn Jahren um mehr als ein Drittel besser gelaufen als die Tech-Börse Nasdaq. Im Gesamtjahr dürfte der Nettogewinn nach Durchschnittsprognose der Analysten auf knapp 117 Milliarden Dollar steigen, nach 100 Milliarden im abgelaufenen Jahr. Umsätze und Gewinne haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verfünffacht. Mit solch rasanten Steigerungen wächst die Aktie mustergültig in ihre einst hohe Bewertung hinein, weil der Konzerngewinn schneller als der Aktienkurs steigt. Mit einem KGV von 17,5 auf Basis der prognostizierten Gewinne für die nächsten vier Quartale ist Alphabet die günstigste der hier porträtierten fünf Aktien. Zudem ist Alphabet der einzige Titel unter den großen US-Tech-Aktien, der günstiger als der breite Gesamtmarkt bewertet ist: Das durchschnittliche KGV für die 500 Konzerne im S&P 500 liegt bei höheren 21,5, das der Technologiebörse Nasdaq sogar bei 26,4. Niedrige Bewertungen bergen hohes Potenzial, aber auch Risiken. Ein Risiko liegt im Kartellstreit. Google hat zuletzt Niederlagen in Kartellverfahren gegen die US-Regierung erlitten. Eine Forderung lautet, dass Google seinen Chrome-Browser verkaufen soll. Im schlimmsten Fall droht die Zerschlagung des Konzerns. So weit ist es allerdings noch lange nicht. Auch gehen mit einer Zerschlagung keineswegs automatisch schlechtere Perspektiven für die womöglich neu entstehenden Tochterfirmen einher. Aus dem Kommunikationsunternehmen AT&T entstanden so vor über 40 Jahren mehrere profitable Telefonfirmen. Amazon-Aktie: 76 Kaufurteile, kein Verkaufsurteil Der Handels- und IT-Konzern macht in seiner Bilanz keine Angaben zum Posten „Forschung und Entwicklung“, wohl aber zu Ausgaben für „technology and content“. Diese umfassen mehr als nur Forschung – und sie beliefen sich 2024 auf 81,8 Milliarden Euro. Ganz vergleichbar ist diese hohe Zahl mit denen der übrigen Konzerne nicht. Dennoch ist unzweifelhaft, dass Amazon viel forscht. Ein großer Bereich ist das Weltraumprojekt Kuiper. Dabei geht es um schnelles Satelliteninternet, um insbesondere abgelegene und unterversorgte Regionen mit schnellem Internet zu versorgen. Dazu werden Tausende Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn eingesetzt. Im April dieses Jahres gab es den ersten großen Start mit 27 Satelliten. Darüber hinaus forscht Amazon an KI-gestützter Optimierung von Lieferketten, um in der Logistikkette effizienter zu arbeiten. Die hohen Forschungsausgaben zahlen sich aus. In den letzten zehn Jahren hat sich die Aktie verzehnfacht. Die Technologiebörse Nasdaq schaffte im gleichen Zeitraum knapp 300 Prozent. Die Aktie ist auf den ersten Blick teuer: Anleger bezahlen sie mit dem 35-fachen Nettogewinn auf Basis der Gewinne in den abgelaufenen vier Quartalen. Das auf diese Weise berechnete KGV sinkt aber auf 29, wenn die Prognosen für die nächsten vier Quartale als Maßstab genommen werden. Auf Sicht der prognostizierten Gewinne für die vier Quartale darüber hinaus fällt das KGV weiter auf moderate 24. Allerdings sind Bewertungsvergleiche beim Weltmarkführer im Onlinehandel mit Vorsicht zu betrachten. Forschung und Investitionen haben bei Amazon Vorrang vor stetig steigenden Gewinnen, weswegen es immer wieder zu Gewinneinbrüchen kommt. Das lässt die Aktienbewertung stark schwanken. Amazon ist das einzige Unternehmen unter den fünf forschungsintensivsten Konzernen ohne außergewöhnlich hohe Profitraten. Im abgelaufenen Jahr lag die Nettoumsatzrendite „nur“ bei 9,3 Prozent. Nach 59 Milliarden Dollar Nettogewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr prognostizieren Analysten für das laufende Jahr im Schnitt 67 Milliarden Dollar. Bemerkenswert: Mit 76 Kaufempfehlungen, fünf Halten- und keinem Verkaufsurteil erhält Amazon die beste Analystenwertung aller großen US-Tech-Aktien. Mehr: 27,5 Prozent ohne Mag Seven – So schichten 1000 Investmentprofis ihre Aktien um