Nato-Gipfel
Wie der Westen die Ukraine bis zum Nato-Beitritt schützen will

Solidaritätsveranstaltung mit der Ukraine während des Nato-Gipfeltreffens.
Vilnius. Der ukrainische Präsident hatte Klartext angekündigt, doch als Wolodimir Selenski am Mittwoch auf dem Nato-Gipfel in Vilnius eintraf, schien seine Wut verflogen zu sein. Ja, es gebe Momente, in denen „kleine Differenzen“ mit den westlichen Unterstützern hervorträten, sagte er, doch die Ukraine sei dankbar über die Hilfen, die sie für ihren Abwehrkampf gegen den Aggressor Russland erhalte.
Das hatte am Vortag noch anders geklungen. Auf Twitter hatte Selenski seiner Enttäuschung darüber freien Lauf gelassen, dass die Nato-Staaten die Ukraine nicht eingeladen hatten, der Allianz nach Kriegsende beizutreten. „Unentschiedenheit ist Schwäche“, zürnte er. „Für Russland ist das ein Anreiz, seinen Terror fortzusetzen.“ Es drohte ein Eklat, ein Zerwürfnis zwischen der Ukraine und ihren Partnern, das den Nato-Gipfel überschattet hätte.
Am Mittwoch gab sich Selenski in der litauischen Hauptstadt deutlich diplomatischer. Er lobte, dass die Nato-Staaten zumindest darauf verzichten wollen, den sonst üblichen „Membership Action Plan“ einzufordern. Damit verkürzt sich der Weg, den die Ukraine hinter sich bringen muss, um zu einem späteren Zeitpunkt in die Allianz aufgenommen zu werden. „Nach dem Krieg werden wir Nato-Mitglied sein“, gab sich Selenski optimistisch.