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Kulturförderpreis

Eine Art Gegengift

In Düsseldorf wurde der Deutsche Kulturförderpreis 2025 an drei herausragende Projekte unternehmerischer Kulturförderung vergeben.Regine Müller 30.05.2025 - 09:35 Uhr Artikel anhören
Deutscher Kulturförderpreis 2025: Drei von 15 nominierten Projekten erhielten die renommierte Auszeichnung. Foto: Johanna Lohr

Düsseldorf. Der Politik wird oft vorgeworfen, sie feiere die Kultur gern in sogenannten „Sonntagsreden“, um ihr gleich am Montag den Subventionshahn zuzudrehen. Dieser Vorwurf gilt mehr denn je, denn Kultur wird zwar von der Politik mit warmen Worten als Kitt der Gesellschaft beschworen, aber gekürzt wird gerade besonders massiv, ohne Rücksicht auf Langzeitschäden.

Deshalb tut es in diesen Zeiten gut, über Kultur mit gestandenen Unternehmern zu sprechen. Denn deren Realitätssinn und Pragmatismus war schon immer sehr bewusst, dass ein florierender Wirtschaftsstandort nicht zu haben ist ohne sozialen Frieden und Lebensqualität, zu der ein vitales Kulturleben nun einmal essenziell dazugehört.

Es gibt kaum eine Gelegenheit, bei der man besser mit Wirtschaftsleuten und Unternehmern ins Kulturgespräch kommt als bei der Verleihung des Deutschen Kulturförderpreises, der seit 2006 in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt und dem ZDF herausragende Kulturförderprojekte von Unternehmen auszeichnet. Die zahlreichen Bewerbungen werfen ein Licht auf die Vielzahl der meist ganz im Stillen agierenden Initiativen, die gerne auch an der Schnittstelle von Kultur und sozialem Engagement agieren – gerade dort, wo der Staat oft wenig anzubieten hat.

Neue Regularien

In den Räumen der Düsseldorfer DZ Bank fand nun bereits zum zweiten Mal die Preisverleihung statt, erstmals nach den neuen Regularien, die bei den Bewerbern keine Unterscheidung mehr nach der Unternehmensgröße vorsehen, sondern sozusagen aus einem Topf schöpfen. Gleich geblieben ist das Ritual der Preisverleihung: Neben den Nominierten und den Jurymitgliedern sind Gäste aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Medien geladen, mehr als 150 Geladene werden nach einem Empfang im Foyer im Saal von der gut vorbereiteten Moderatorin Katty Salié durch ein straffes Programm geführt.

Ein weiteres Markenzeichen der Veranstaltung sind die pointierten, nicht ausufernden Reden, in denen es in diesem Jahr durchgehend gelang, Wesentliches zum Thema Kultur zu formulieren, ohne die Worthülsen der Politik zu bemühen. Gleich der erste Redner, der Juryvorsitzende Dr. Paul-Bernhard Kallen, traf einen so ganz anderen Ton, als er zu Beginn forderte, es gebe eine „Verpflichtung zum ‚good corporate citizen‘“, um sich gleich darauf entschieden für die Freiheit der Kunst auszusprechen, die aber eben Unterstützung brauche, um sich zu entfalten. Es folgte der Hausherr der DZ Bank, Thomas Ullrich, der in seinem Grußwort kraftvolle Metaphern ins Feld führte, indem er die Kultur als „eine Art Gegengift“ bezeichnete, das gegen fatale gesellschaftliche Entwicklungen wirke. Zugleich sei die Kultur fragil, und sie sei sensibel genug, frühzeitig zu warnen: „Wie die Kanarienvögel, die im Bergbau einst als Frühwarnsystem für Grubengase eingesetzt wurden. Wenn der Sauerstoff schwindet, hören sie auf zu singen.“

BASF SE mit dem Musikprojekt „Amphiphilie“

Dann ging es an die Preisvergaben, wobei erwähnt werden muss, dass die Preise undotiert sind, es geht dabei allein um die Ehre der Auswahl und die dadurch zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung. Als erstes Unternehmen konnte sich die BASF SE über eine der drei Auszeichnungen freuen: für das Musikprojekt „Amphiphilie“, das mit dem Trickster Orchestra in Ludwigshafen ein genre- und spartenübergreifendes künstlerisches Format realisiert hat, und zwar im lebhaften Dialog mit der lokalen Szene und der Stadtgesellschaft. Die Jury würdigt mit dem Projekt ein Engagement, „das kulturelle Teilhabe auf höchstem Niveau ermöglicht – ein Beispiel dafür, wie Unternehmen Verantwortung übernehmen und zur kulturellen Belebung benachteiligter Räume beitragen“.

Ernst-von-Siemens-Kunststiftung mit der Ukraine-Förderlinie

Zweiter Preisträger ist die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung mit ihrer Ukraine-Förderlinie: Bereits zwei Wochen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wurde das Projekt ins Leben gerufen für Wissenschaftler und Restauratoren, die aus der Ukraine fliehen mussten. Die Förderung ermöglicht ihnen, in deutschen Museen, Kulturinstitutionen und Sammlungen an Ausstellungs-, Forschungs- und Restaurierungsprojekten mitzuarbeiten und damit Teil eines fruchtbaren Wissenstransfers zu sein. Dafür hat die Stiftung zunächst zwei Millionen Euro bereitgestellt, das Fördervolumen wird in den folgenden Jahren auf drei Millionen Euro erhöht. Zugleich ermöglicht das Projekt Begegnungen mit Kunst aus der Ukraine, wie etwa in der Ausstellung „Licht in dunklen Zeiten – mittelalterliche Glasmalerei aus dem Khanenko-Museum in Kyjiw“ im Kölner Schnütgen-Museum (bis 12. April 2026). Laudatorin Dr. Nicola Müllerschön lobte insbesondere die „schnelle und unbürokratische Hilfe“, die dafür sorge, dass diese hochqualifizierten Biografien nicht einfach abbrächen.

Gasag AG mit der Bühnenkunstschule Academy

Den dritten Preisträger, die Berliner Gasag AG, stellte schließlich Martin Knobbe, stellvertretender Chefredakteur des Handelsblatts, vor. Er habe bereits in der Vorjury „geschwitzt“, gab Knobbe zu, man habe die Sitzungen maximal ausgenutzt. Die Gasag AG wird für ihr nachhaltiges Engagement bei der Bühnenkunstschule Academy ausgezeichnet. Das Projekt will seit über 20 Jahren Kinder und Jugendliche für Musik, Tanz und Theater begeistern und unterstützt die Begabungen mit einem professionell betreuten Angebot. Die Gasag AG ist wohl der erste Wiederholungsfall beim Deutschen Kulturförderpreis, denn das Projekt wurde bereits 2007 ausgezeichnet. Martin Knobbe berief sich auf den altgriechischen Redner Demosthenes, der die Beständigkeit als höchstes Maß der Tugend gepriesen hat. Das nicht nachlassende Engagement der Gasag AG zahle sich nun ein zweites Mal aus. „Das Projekt öffnet einen Raum der Selbstermächtigung“, so Knobbe, „und es ist ein deutliches Signal gegen die Kürzungen im Kulturbereich.“

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