Börsengänge
Wie Mittelständler fit für den Kapitalmarkt werden

Frankfurt. Es war eine ungewöhnliche Lösung für ein weitverbreitetes Problem: Das schwäbische Familienunternehmen Pfisterer benötigte zügig einen dreistelligen Millionenbetrag für Investitionen. Nur dann, so war die Firmenleitung überzeugt, könnte der auf Stromübertragungstechnik spezialisierte Mittelständler von den weltweit steigenden Ausgaben für neue Stromtrassen profitieren. „Wenn wir in diesen Wachstumsmärkten mitspielen wollen, müssen wir investieren“, sagte Vorstandssprecher Johannes Linden im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Und zwar stärker, als wir das in der Vergangenheit getan haben.“
Zusammen mit Karl-Heinz Pfisterer, Großaktionär und Vertreter der Gründerfamilie, beschloss das Management, durch den Verkauf eines Minderheitsanteils über die Börse das erforderliche Kapital für Investitionen in Produktion und Technologie einzusammeln.
Der Schritt ist ungewöhnlich, weil in den vergangenen Jahren mehr Firmen die Börse wieder verlassen haben, als neue hinzugekommen sind. Zwischen 2007 und 2025 ist die Zahl der börsennotierten Firmen in Europa dem Vermögensverwalter Liquid zufolge um 25 Prozent zurückgegangen.
Besonders mehrheitlich in Familienbesitz befindliche Mittelständler wie der Bremer Raumfahrtkonzern OHB oder die Deutsche Familienversicherung (DFV) taten sich zuletzt so schwer an der Börse, dass sie sich zum Rückzug von den öffentlichen Kapitalmärkten entschlossen.