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Auktionsnachbericht

In New Yorks Auktionssälen sitzt das Geld wieder lockerer

Sammler investieren wieder in Kunst. In fünf Versteigerungen nehmen Christie’s und Sotheby’s über 908 Millionen Dollar ein. Maurizio Cattelans Banane wird für 6,2 Millionen Dollar mit Klebeband als Starterkit verkauft.Barbara Kutscher 21.11.2024 - 16:33 Uhr Artikel anhören
René Magrittes berühmtes Motiv „L’Empire des lumières“ erzielte in New York 121.160.000 Dollar. Foto: Handelsblatt

New York. Wie lässt sich ein schwächelnder Kunstmarkt am besten reanimieren? Die als Marktbarometer scharf beobachteten New Yorker Auktionen für moderne und zeitgenössische Kunst machten es in dieser Woche vor: Durch Meisterwerke und jeweils beste Werke in ihrer Kategorie.

So erklärte jedenfalls Alex Rotter, Christie’s Chef der Abteilung Kunst des 20./21. Jahrhunderts, die Akquisestrategie seines Hauses. „Wir alle sahen die zunehmende Dynamik in der zweiten Jahreshälfte. Was sich auf den Auktionen in Hongkong und Paris schon andeutete, wurde in New York nun realisiert. Leute wollen partizipieren.“ In den voll besetzten Auktionssälen bei Sotheby’s und Christie’s saß das Geld wieder locker.

Vorsichtig waren die Häuser aber mit einem reduzierten Volumen ins Rennen gegangen. Insgesamt nahm das Duopol in den fünf Abendversteigerungen von Montag bis Mittwoch über 908 Millionen Dollar brutto ein. Vor allem marktfrische Werke aus Nachlässen ließen sich auf einem wählerischen Markt, der nur das Besondere goutiert, gut absetzen.

Höhepunkt der Woche und wahrscheinlich des ganzen Jahres war der Wettkampf um René Magrittes Bild „L’Empire des Lumières“, das sicher zu den bekanntesten Motiven des belgischen Surrealisten zählt. Siebzehnmal hatte er es über sechzehn Jahre variiert, wir kennen es heute aber auch von Postern oder Einkaufstaschen.

Christie’s zielte mit der Taxe von 95 Millionen Dollar für das ungewöhnlich große Bild auf einen Auktionsrekord. Der war dank eines unwiderruflichen Gebots gesichert. Geschwind spielten sich am Dienstagabend drei Telefonbieter nach dem Ausruf bei 75 Millionen Dollar die Bälle zu. Schnell verengte sich das Feld auf ein Duell zwischen Xin Li-Cohen, die chinesische Kunden am Telefon vertritt, und Alex Rotter. Nach zehn Minuten konnte Rotter seinem Kunden gratulieren. Er hatte bei 121,2 Millionen Dollar brutto den neuen Künstlerrekord gesetzt.

Ed Ruschas „Standard Station, Ten-Cent Western Being Torn in Half” wechselt für 68,2 Millionen Dollar in neue Hände. Foto: Christie's

Das Werk stammt aus dem Nachlass von Iona Maria „Mica“ Ertegun, der Witwe des türkischstämmigen Musikmoguls Ahmet Ertegun, Mitgründer des einflussreichen Plattenlabels Atlantic Records. Sie war im vergangenen Dezember im Alter von 97 Jahren gestorben. Über 300 Bieter, darunter Kunden und Freunde der prominenten Innenarchitektin, hätten sich zum Wettbewerb um die 19 Werke aus dem Nachlass angemeldet, das verriet eine Angestellte des Hauses. Alle Lose fanden zu insgesamt 183,9 Millionen Dollar Abnehmer.

Die Magritte-Begeisterung katapultierte in der anschließenden Auktion „20th Century“ auch eine kleine marktfrische Deckfarbenarbeit mit ähnlichem Motiv bei 18,8 Millionen Dollar auf das Doppelte der oberen Erwartung. Hier setzte sich Xin Li-Cohen gegen vier Mitbewerber durch.

Asiatische Kunden engagierten sich in dieser Woche wieder sehr stark. Zweitteuerstes Bild des Abends wurde bei 68,3 Millionen Dollar Ed Ruschas Ansicht einer Tankstelle am berühmten Highway Route 66. Der texanische Investor Sid Bass hatte sich vom Großformat „Standard Station, Ten-Cent Western Being Torn in Half“ getrennt, das gerade noch in der großen Ruscha-Retrospektive im New Yorker MoMA und dem Los Angeles County Museum of Art zu sehen war.

486 Millionen Dollar Umsatz für 72 Zuschläge

Insgesamt nahm Christie’s in der vier Stunden dauernden Verteilung 486 Millionen Dollar für 72 Zuschläge ein; es gab zwölf Rückgänge.

Sotheby’s hatte am Montagabend ebenfalls auf das einst ruhige Sammelgebiet des Surrealismus gesetzt. Fünf Bewerber stritten sich in der „Modern“-Auktion um die mit mystischen Szenen bemalte überlebensgroße marktfrische Holzskulptur „La Grande Dame (The Cat Woman)“ der britisch-mexikanischen Künstlerin Leonora Carrington.

Wieder bewilligte der argentinische Unternehmer Eduardo Costantini 11,4 Millionen Dollar brutto, das Doppelte der Taxe. Er hatte bereits im Frühjahr Carringtons Gemälde „Les Distractions de Dagobert“ zum Rekordpreis von 26,5 Millionen Dollar erworben. Beide Werke sind für das von ihm gegründete Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires bestimmt.

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Sotheby's Auktionator Oliver Barker versteigerte mit wie immer ausgreifendem körperlichen Einsatz den Nachlass der amerikanischen Unternehmerin Sydell Miller. Foto: Sotheby's

Sotheby’s fuhr besonders gut mit der Verteilung von ersten 25 Losen aus dem umfangreichen Nachlass der amerikanischen Unternehmerin Sydell Miller, die ihr Vermögen einer professionellen Haarpflegeserie verdankte. Sie wurden zu hundert Prozent und 215 Millionen Dollar brutto am oberen Ende der Erwartung abgesetzt. Highlight war hier die mit einem unwiderruflichen Gebot abgesicherte großformatige Seerosenstudie Claude Monets, die zu 65,5 Millionen Dollar an einen asiatischen Kunden gewiesen wurde.

Für Yves Kleins blaues Schwammrelief (RE 28) von 1961 musste der New Yorker Privathändler Andrew Fabricant starke 14,2 Millionen Dollar ausgeben. Aber man konnte auch Schnäppchen machen: So ergatterte Privathändler Nathan A. Bernstein als einziger Bieter Fernand Légers „Composition avec Figure“ zu 1,5 Millionen Dollar netto, unter der Mindesttaxe von 2 Millionen Dollar.

Schaulustige interessieren sich nur für die Banane

Sydell Millers Faible für die fantasievollen Möbelstücke des französischen Künstlerpaares „Les Lalannes“, die Grenzen zwischen Kunst und Design verwischen, zahlt sich heute aus. Ein 2001 direkt bei François-Xavier Lalanne erworbener Glastisch mit vergoldetem Gestell, nebst sieben Miniatur-Elefanten, begeisterte vier Interessenten und verdoppelte die Erwartung auf 11,6 Millionen Dollar brutto.

Sotheby’s bot auch ein fast fünf Meter hohes Bleiglasfenster aus den Tiffany Studios, das sogenannte „Danner Memorial Window“ aus dem Jahr 1913 an. Alan Gerry, Pionier der Kabelfernsehbranche, hatte es im Dezember 2000 zum damaligen Rekord von 1,9 Millionen Dollar erworben. Jetzt hoben drei hartnäckige Bieter die stimmungsvolle Landschaft vom Ausruf bei 4,5 Millionen Dollar auf 12,5 Millionen Dollar. Das ist der neue Höchstpreis für ein Objekt des berühmten innovativen New Yorker Unternehmens.

Maurizio Cattelans Bananen-Werk „Comedian” ersteigerte für 6,2 Millionen Dollar der junge Kryptounternehmer Justin Sun. Foto: Sotheby's

Auch die mittlerweile stark zusammengestrichene Auktion „Now“, die vor allem Werke jüngerer, am Anfang ihrer Karriere stehender Künstler bietet, überraschte mit starken Preisen. Rar sind Werke des deutschen Multimediakünstlers Kai Althoff auf Auktionen. Nun sorgte „Untitled“ von 2008 für seinen neuen Rekord bei 960.000 Dollar.

Aber die dicht gedrängt stehenden Schaulustigen interessierten sich am Mittwochabend vor allem für die „teuerste Banane der Welt“, witzelte Auktionator Oliver Barker. Maurizio Cattelans provokante an die Wand geheftete Skulptur „Comedian“ hatte bei der Premiere 2019 auf der Messe „Art Basel Miami Beach“ für internationale Schlagzeilen gesorgt. Jetzt bot Sotheby’s das auf der Messe zwischen 120.000 und 150.000 Dollar verkaufte Werk in Dreier-Auflage zu mindestens einer Million Dollar an.

Sieben Bieter stritten sich sechs Minuten, bis der Hammer bei 6,24 Millionen Dollar brutto fiel. Der Käufer, der junge Kryptounternehmer und Kunstsammler Justin Sun erklärte anschließend: „Es ist nicht nur ein Kunstwerk; sondern stellt ein kulturelles Phänomen dar, das die Welten der Kunst, der Memes und der Kryptowährungs-Community verbindet“. Er kaufte das Echtheitszertifikat mit genauen Anweisungen zur Montage. Sotheby’s wird eine Banane und eine Rolle Klebeband als Starterkit dazulegen.

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