Ausstellung
59. Kunst-Biennale von Venedig: Die Welt am seidenen Faden


Der Rundraum, mit dem die zentrale Ausstellung im Arsenale eröffnet wird: In der Mitte „Brick House“ von Simone Leigh, an den Wänden Belkis Ayons Druckserie „Resurreccion“.
Venedig. Alles ist anders bei der 59. Kunst-Biennale von Venedig. Statt in ungeraden Jahren findet sie Pandemie bedingt nun in geraden Jahren statt. Und der russische Vernichtungskrieg gegen die Ukraine bleibt auch hier nicht außen vor. Der Russische Pavillon von 1914 ist geschlossen. Die Ukrainer haben in den Giardini eine Skulptur mit Sandsäcken geschützt, so wie sie es in der bombardierten Heimat tun. Drumherum finden Diskussionen und Begegnungen zwischen Besucherinnen und Künstlern statt.
Als Thema hat sich Cecilia Alemani, die Kuratorin der 59. Biennale von Venedig, passend zur Covid-Ära, die Fragilität des menschlichen Körpers gewählt und seine Verbundenheit mit der wandelbaren Natur. Beim Kapitel „Mensch und Maschine“ zeigt sie verblüffende Computerbilder der heute achtzigjährigen Schwedin Ulla Wiggen aus den sechziger Jahren. Oder die lustvolle Annäherung von Lenora de Barros an die Schreibmaschine von 1979.
Alemani arbeitet in New York als Direktorin der viel gelobten High Line Art, wo sie Kunst ins begrünte Gleisbett ehemaliger Güterzüge holt. Der Italienerin ist in Venedig eine bemerkenswert stimmige Zeitanalyse gelungen. Sie kann, anders als ihre Vorgängerin, große Räume inszenieren.