Menü
  1. Arts und Style
  2. Kunstmarkt
  3. Ausstellung: In Basel auf Afrika geblickt

Ausstellung

In Basel auf Afrika geblickt

Eine Wanderausstellung aus Kapstadt ist in Basel angekommen. Beste Gelegenheit, Vorurteile zu revidieren und Einblick zu gewinnen in 100 Jahre panafrikanische figurative Malerei.Susanne Schreiber 28.05.2024 - 12:42 Uhr
Blick in die Ausstellung über 100 Jahre panafrikanischer Malerei. Sie konzentriert sich auf Figuration und heitere Themen. Foto: Kunstmuseum Basel

Basel. Moderne und zeitgenössische Kunst aus Afrika und der Diaspora würdigen Europäer seit geraumer Zeit. Unsere Wissenslücken sind enorm. Das hat jüngst auch die Hauptausstellung der Biennale von Venedig gezeigt. Der Kunstmarktboom Schwarzer Künstler deckt nur einen Teil ab.

Da ist es ein großes Verdienst, wenn das Kunstmuseum Basel in seinem Haus für die Gegenwartskunst jetzt 100 Jahre wenig bekannte afrikanische Kunstgeschichte aufblättert. Wer die drei Stockwerke abgelaufen ist, weiß: Die Stilrichtungen der Moderne wurden global rezipiert, nicht nur in Europa und den USA, wie ein Vorurteil besagt.

Unter dem Titel „When We See Us“ hat Anita Haldermann eine in Kapstadt bereits gezeigte Schau aus dem Zeitz Mocca an den Rhein geholt. Das Team um Museumsdirektorin Koyo Kouoh folgt dabei Setzungen: nur Malerei von Schwarzen Künstlerinnen und Künstlern, nur Figuration aus Afrika, aber auch aus Haiti und den USA, keine Bilder zu Sklaverei oder Rassismus. Stattdessen sechs Kapitel zu Freude, Alltag, Tanz, Sinnlichkeit und Spiritualität.

Die zum Verweilen einladende Schau beginnt mit „Triumpf und Emanzipation“. Chéri Chérin malt Barack und Michelle Obama beim Einzug ins Weiße Haus. Abraham Lincoln, Nelson Mandela, Condoleezza Rice und die Freiheitsstatue begrüßen das glamouröse Paar herzlich. Aber auch in die USA drängende Immigranten und Soldaten in Afghanistan winken – verzweifelt die einen, hoffnungsfroh die anderen.

Im selben Raum hängt auch ein Triptychon von Helen Sebidi: „Who Are We and Where Are We Goin?“ In leuchtender Mikrofarbigkeit formuliert die heute 80-jährige Südafrikanerin eine eigene Haltung zu den verschiedenen Facetten, die jeden Menschen ausmachen. Sie setzt dabei der dominanten Moderne aus Europa ihren eigenwilligen Stil entgegen.

Edourad Duval-Carriés Gemälde „The True Story of the Water Spirits“ spielt raffiniert mit Oberflächenreizen und schamanischem Glauben. Foto: Kunstmuseum Basel / J.M. Pérez Collection Miami

So wie die kuratierende Direktorin bereits im Ausstellungstitel die Blickrichtung umkehrt, tut das auch der Maler Roméo Mivekannin aus Benin. Er geht von einem bekannten Aktgemälde von Felix Vallotton aus und malt sich selbst an der Stelle der schwarzen Sklavin. Aber nicht mehr mit Blick auf den weißen, nur skizzierten Alabasterkörper, sondern mit festem Blick auf den Betrachter.

Geister nehmen in Afrikas Kulturen beträchtlichen Raum ein. Malerei ist als Medium vorzüglich geeignet, nicht sichtbare Lebens- und Glaubensphänomene zu visualisieren. Packend changiert das Großformat „The True Story of the Water Spirits“ von Edouard Duval-Carrié zwischen Tiefe und Oberfläche.

Esiri Erheriene-Essis Bild einer fröhlichen Geburtstagsparty hat es auf das Plakat der Schau geschafft. Die in London geborene Malerin reagiert nicht nur auf historische Kameras, die einst auf weiße Haut hin kalibriert waren und schwarze Haut nicht ablichten konnten. Erheriene-Essi nimmt für die Porträts des südafrikanischen Bürgerrechtlers Steve Biko und seiner Freunde rosa in vielen Schattierungen. Sehr überzeugend.

Esiri Erheriene-Essis Bild „The Birthday Party“ stellt Steve Biko in den Mittepunkt. Der Bürgerrechtler starb 1977 nach Folter. Foto: Galerie Ron Mandos/ J.M. Pérez Collection Miami

Doch dass es sich bei dem heiteren Geburtstagskind um den 1977 zu Tode gefolterten Gründer der Black-Consciousness-Bewegung handelt, erfährt die Besucherin nicht in der Ausstellung und nicht im Katalog. Nicht nur an diesem Beispiel wird deutlich, dass unter scheinbar banalen Alltagsszenen oder ekstatischem Tanz Erfahrungen aus grausamer Politik und kolonialer Geschichte liegen. Da die Kapitelaufteilung immer wieder Unschärfen aufweist, hätte ein Raum für die politischen Aspekte von Rassismus, Sklaverei und Befreiung gutgetan. Noch dazu für eine Wanderschau durch Europa, deren Anliegen Bildung ist.

Extrem aufschlussreich für Kunstmarkt-Teilnehmer ist die panafrikanische Timeline von 1804 bis 2020. So wurde Südafrikas Fine Arts Society 1850 gegründet. 1867 studierte der später sehr einflussreiche Nigerianer Aina Onabolu an der Académie Julian in Paris. In den 1940er-Jahren eröffnete Lewis Long seine Galerie in Harlem. In den 1970er-Jahren und nach 2000 nahmen die Gründung von Galerien und privaten Stiftungen zu.

2009 veranstaltete Bonhams die erste „Africa Now“-Auktion. Und heute sind die Werke Schwarzer Künstlerinnen und Künstler selbstverständlich in die Hauptauktionen integriert.

Verwandte Themen USA Schweiz

„When We See US. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei“, bis 27. Oktober 2024 im Kunstmuseum Basel. Danach in Brüssel und Stockholm. Der englische Katalog hat einen Band mit deutschen und französischen Übersetzungen. Leider fehlen dem bilderreichen Buch Texte zum Hintergrund der Gemälde. Er kostet im Museum 59 Franken.

Mehr: Kämpferin für die Künstler Afrikas
Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
Gutscheine
OTTO - Exklusive Rabatte und Gutscheine
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Gutscheine
Die neuesten Gutscheine und Aktionen bei Lieferando
Anzeige
Gutscheine
Die besten Gutscheine zum shoppen und sparen
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt