Kommentar
Ein erster Schritt zur Erneuerung der FDP


Es ist kurz vor acht Uhr am Freitagabend in Berlin, als Christian Dürr Christian Lindner als FDP-Chef ablöst. Damit ist der erste Schritt zur Erneuerung der FDP getan. Nach elf Jahren Lindner und dem Rauswurf aus dem Bundestag war er längst überfällig.
Dürr will die FDP mit einem „360-Grad-Liberalismus“ wieder in Richtung Fünfprozenthürde führen. Die Partei müsse eine Heimat für alle Ausprägungen des Liberalismus bleiben. Sich nicht thematisch zu verengen, das ist vielversprechend.
Diese Breite spiegelt sich auch im neuen Führungsteam wider: Die Tech-Unternehmerin Nicole Büttner, FDP-Schwergewicht Wolfgang Kubicki, NRW-Landeschef Henning Höne und Europaabgeordnete Svenja Hahn vereinen viele Facetten des Liberalismus.
Doch klar ist auch: Eine personelle Neuaufstellung allein wird nicht reichen. Wer die FDP zurück in den Bundestag führen will, braucht mehr als neue Köpfe. Es braucht neue Ideen – und eine glaubwürdige Erzählung, warum es eine liberale Partei in Deutschland überhaupt braucht.
Die FDP wurde in der letzten Legislaturperiode vor allem mit zwei Themen verbunden: Schuldenbremse und Steuersenkungen. Was als Prinzipientreue begann, wirkte bald wie ideenloser Stillstand. Die Liberalen haben es versäumt, ihre Inhalte weiterzuentwickeln und neue Antworten auf eine sich verändernde Welt zu geben.