Auktionsnachbericht
Verblüffende Nachfrage bei Van Ham

Köln. Sie war eine Ausnahmeerscheinung im 16. Jahrhundert. Lavinia Fontana konnte von ihrer Malerei leben, auch weil Papst Gregor XIII. die Bologneserin förderte. In der Fine-Art-Auktion am 14. November 2024 bei Van Ham erzielte eines ihrer signierten Gemälde durch Händlergebot erstaunlich hohe 607.000 Euro inklusive Aufgeld. Es ist der zweithöchste je für Lavinia Fontana erzielte Auktionspreis.
Das Gemälde schildert schwelgerisch zwei elegante Frauen beim Auswählen und Anlegen von kostbaren Perlenschnüren und anderem Geschmeide. Zehn Telefonbieter schlugen die vorsichtig-unsichere Zuschreibung in die Schule von Fontainebleau in den Wind. Die viel zu bescheidene Taxe von 8000 Euro wurde am Ende 76-mal übertroffen.
Eine Privatperson aus Nordrhein-Westfalen hatte das Bild aus Familienbesitz eingeliefert, ohne die Geschichte der Malerpionierin zu kennen. Die Freude über das Ergebnis dürfte überschwänglich sein.
Der Handel hält sich zurzeit meist mit Einkäufen zurück. Deshalb findet die Ware nur langsam, wenn überhaupt Absatz. Doch bei Van Ham übernahm ein Händler aus Holland eine Stadtansicht von Cornelis Springer für 112.000 Euro. Ebenfalls in den Handel zieht Oswald Achenbachs stimmungsvolle Hafenszene von Ischia für 46.200 Euro, weit mehr als die Schätzung.
Verglichen mit dem, was Achenbachs Panoramen noch vor ein oder zwei Jahrzehnten kosteten, ist dieses Preisniveau allerdings wohlfeil. Das überzeugte auch einen Privatsammler aus NRW. Er übernahm ein weiteres Prachtbild von Oswald Achenbach, die Bucht von Neapel mit Regenbogen, bei 73.000 Euro leicht über der oberen Taxe.

Handel und Private aus dem In- und Ausland bedienten sich bei einer ansehnlichen Gruppe von Bilderrahmen. Die Leisten waren hier günstig zu haben. Auch viele Bilder waren für kleines Geld zu haben. Antizyklisch zu sammeln, schont das Budget. Mehr als 30 Prozent der Lose gingen allerdings – wie allerorten üblich – ohne Gebot zurück.
Doch daneben gab es immer wieder verblüffende Preissteigerungen. „Attraktive und außergewöhnliche Motive, weniger die Künstlernamen spielten für die Bieter die entscheidende Rolle“, erklärt Auktionator Markus Eisenbeis auf Nachfrage. Der die Feierlaune wundervoll transportierende „Champagner-Abend“ von Robert Emil Stübner stieg von 4000 auf 26.400 Euro. Für den Blick in ein gut besuchtes Lokal, Hermann Clementz’ Bild „Nachts um die zwölfte Stunde“, war ein Gebot von 37.000 Euro nötig, die zehnfache Taxe.
Mit der auf insgesamt 1,6 Millionen Euro geschätzten Fine-Art-Auktion nahm Eisenbeis mit Aufgeld und Mehrwertsteuer fast 2,5 Millionen Euro ein. Kunstgewerbe kam auf eine Million, der Schmuck auf 1,8 Millionen und die Uhren auf 1,1 Millionen Euro. Mit dem Total von 6,4 Millionen Euro und einer Absatzquote von 130 Prozent ist der Van-Ham-Chef sehr zufrieden in diesen angespannten Zeiten.