Messenachbericht
Stetig, aber gemächlich nach oben

Kapstadt. Größer, internationaler und verjüngt versammelte die zwölfte Ausgabe der Kunstmesse „Investec Cape Town Art Fair“ vom 21. bis 23. Februar in Kapstadt erneut die wichtigsten Player auf dem Markt für afrikanische Gegenwartskunst. 124 Galerien waren es dieses Jahr, darunter 19 aus afrikanischen Ländern, aus Europa waren Frankreich, Italien und Belgien stark vertreten. Aus Deutschland kamen vier, erstmals die Berliner Galerie Kwadrat, die mit Arbeiten von Gregor Hildebrandt und Alicja Kwade reüssierte. Eigen+Art, mit Standorten in Berlin und Leipzig, nahm zum vierten Mal teil und zeigte dieses Mal nur afrikanische Künstler. Jakob Schäfer, verantwortlich für das Eigen+Art Lab, begründete das mit der lebendigen Kunstszene Kapstadts und den tollen lokalen und internationalen Sammlern. Die Galerie betätigt sich auch als Scout, sucht junge lokale Talente und hat bereits zwei aus Kapstadt, Brett Charles Seiler und Gabrielle Krüger, in ihre Mannschaft aufgenommen.
Unter den zahlreich angereisten Museumsdirektoren und -kuratoren war die Tate Modern London vertreten, das Guggenheim Abu Dhabi, außerdem US-Museen aus Atlanta, Chicago oder Denver. Deutsche Institutionen hielten sich bisher zurück, jetzt war jedoch Frankfurt mit der Schirn und dem Museum für Moderne Kunst vertreten. Überall scheint der Wunsch um sich zu greifen, die bisher eher monothematisch auf Westkunst fokussierten Sammlungen um Kunst des afrikanischen Kontinents zu erweitern. Letztes Jahr kam sogar Max Hollein, Direktor des Metropolitan Museum in New York. Er besuchte Galerien und Museen in Kapstadt und Johannesburg und reiste weiter in drei andere afrikanische Länder mit dem Ziel, sein Museum um Zeitgenössisches zu erweitern und mit afrikanischen Institutionen zusammenzuarbeiten.

Malerei in kräftigen Farben dominierte, doch setzte sich bei den Ausstellern der Trend zu Textilarbeiten fort. Neben Tapisserien und Wandarbeiten aus den verschiedensten Materialien waren textile Collagen unübersehbar. Höchst virtuos werden Stoffteile, zuweilen auch Lederfragmente auf Leinwand vernäht und so zu abstrakter oder figürlicher „Malerei“ verwandelt. Auch der britisch-nigerianische Künstler Yinka Shonibare, bekannt für seine figürlichen Skulpturen, zeigte textile Collagen, von denen eine bei Goodman sofort für 125.000 Pfund verkauft war. Die Johannesburger Galerie mit Dependancen in Kapstadt, London und New York hatte auch eine mittelgroße Skulptur von Superstar William Kentridge im Angebot, die mit einem Preisschild von 650.000 Dollar zu den teuersten Werken der Messe gehörte.
Der Großteil des vielfältigen Angebots der Messe bewegte sich preislich in bescheideneren Gefilden, weshalb die lokalen und die angereisten Sammler, viele davon aus Deutschland, Italien, Holland und England, großzügig zugriffen. Bei Nosco aus Brüssel gab es eine filigrane Wandskulptur des Brasilianers Caio Marcolini für 4900 Euro. Christopher Moller aus Kapstadt hatte eine der typischen Textilcollagen des Ghanaers Michael Gah für 3700 Dollar im Angebot. Ibrahim Bemba Kébé aus Mali postierte bei This is Not a White Cube aus Lissabon einen Freund in stolzer Herrscherpose auf einen Thron. Francis Offman, in Bologna lebender Künstler aus Ruanda, präsentierte bei Blank Projects aus Kapstadt eine attraktive abstrakte Textilcollage. Einzigartig und virtuos geht die in Mexiko geborene südafrikanische Malerin Georgina Gratrix mit der traditionellen Ölfarbe um. Ihre floralen Kompositionen in fetten Schichten faszinieren bei der in Kapstadt, Johannesburg und Amsterdam ansässigen Galerie Stevenson. Jenseits aller Trends gab es auch minimalistische Arbeiten, etwa von Jared Ginsburg bei Blank Project aus Kapstadt und Gregor Podnar aus Wien.

Die Kunstszene Kapstadts lebt natürlich auch von der Attraktivität der privaten Museen, dem Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) und der Norval Foundation, die zu Messezeiten mit Sonderausstellungen beeindrucken. Die ebenfalls privat finanzierte A4 Arts Foundation, die Ausstellungen veranstaltet, Künstler unterstützt und sie in Netzwerkarbeit trainiert, zeigt gerade eine hochinteressante Rieseninstallation von William Kentridge, die einen Einblick in seine Denkprozesse gibt.
Kürzlich berichtete „Artnet News“ über eine Abkühlung des Markts für zeitgenössische afrikanische Kunst. Doch von Abkühlung kann nur die Rede sein, wenn es zuvor einen Boom gab. Den gab es in erster Linie bei afroamerikanischen Künstlern und zum Teil bei afrikanischen Künstlern, die in den USA leben, wie Njideka Akunyili Crosby oder Abdoulaye Aboudia. Unter den afrikanischen Künstlern hatten nur wenige teil am Boom, wie der ghanaische Bildhauer El Anatsui oder der ghanaische Maler Amoako Boafo. Die Preise der meisten afrikanischen Künstler bewegen sich zwar stetig, aber gemächlich nach oben.