Banken
Wie kann Europa den Umgang mit Schattenbanken regeln?

Frankfurt. Wegen der wachsenden Bedeutung von Finanzinvestoren, Investmentfonds und anderen sogenannten Schattenbanken diskutieren Aufsichtsbehörden in Europa über Stresstests für den Sektor. Denn die Branche ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen – und ihre Vertreter übernehmen immer häufiger bankähnliche Geschäfte wie die Vergabe von Krediten. Überwacht werden die meisten von ihnen aber weniger streng als traditionelle Geldhäuser.
Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Vermögenswerte von im Finanzsektor tätigen Nicht-Banken („non-bank financial intermediaries“, kurz NBFIs) in der Euro-Zone von 2008 bis Ende 2023 um 135 Prozent auf 54 Billionen Euro gestiegen. Das entspricht knapp 60 Prozent aller Vermögenswerte und mehr als dem Dreifachen der jährlichen Wirtschaftsleistung der Euro-Zone.
Auch bei der Kreditversorgung der Realwirtschaft spielen Nicht-Banken eine immer wichtigere Rolle. Ende vergangenen Jahres stammten von ihnen 30 Prozent aller ausstehenden Darlehen in der Euro-Zone an Unternehmen außerhalb der Finanzbranche. Anfang des Jahrtausends waren es gerade mal zwölf Prozent.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde erwartet, dass die Bedeutung von Nicht-Banken in einem stärker integrierten Kapitalmarkt weiter zunehmen wird. Der Bankensektor bleibe zwar der Kern des europäischen Finanzsystems, erklärte sie in einer Analyse zum Thema. „Aber viele Geschäfte, die typischerweise von Banken getätigt wurden, werden nun immer häufiger von anderen Anbietern gemacht, etwa die Vergabe von Krediten oder das Market-Making.“