Auktionsnachbericht
Dresden im Mondlicht wird Top-Los

München. Das Pendel für die Kunst des 19. Jahrhunderts schlägt derzeit in Richtung Romantik. Auf 30.000 Euro hatte das Auktionshaus Karl & Faber in München die in silbernes Mondlicht getauchte Silhouette von Dresden mit den Elbwiesen von 1846 taxiert. In der Auktion „Alte Meister und 19. Jahrhundert“ am 17. Mai 2024 wurde das Gemälde von Johann Anton Castell mit einem Erlös von 76.200 Euro das teuerste Kunstwerk des Abends. Alle Preise im Folgenden mit dem vom Käufer zu entrichtenden Aufgeld.
Vor sechs Jahren erst hatte Grisebach die stimmungsreiche Dresden-Ansicht Castells für 50.000 Euro versteigert. Der Maler gehört zu den Jüngern des einflussreichen norwegischen Landschaftsmalers Johan Christian Clausen Dahl.
Zur nachfolgenden Romantiker-Generation aus dem Umkreis Caspar David Friedrichs zählt auch Carl Julius von Leypold. Ein Nebelmeer umhüllt mystisch die Grabkreuze seines „Russischen Friedhofs“. Das Gemälde im Kabinettformat wurde taxgerecht zugeschlagen und erzielte 63.500 Euro. Dahls „Abendlicher Himmel mit Reiter“ von 1824 kostete rund 42.000 Euro.
Um den bekanntesten aller Romantiker allerdings, um Caspar David Friedrich, entwickelte sich kein Hype im Saal. Friedrich war mit zwei Zeichnungen vertreten. Und es scheint, dass das Jubiläumsjahr zwar Werke des bedeutenden Romantikers auf den Markt lockt, aber preislich nur Außergewöhnliches wie das im Dezember in Berlin angebotene Skizzenbuch befeuert. Das Land Berlin setzt es auf die Liste national wertvollen Kulturguts. Der Eigentümer wehrt sich dagegen.
Mit 76.200 Euro für eine Baumwurzelstudie von Caspar David Friedrich bewegt sich Karl & Faber auf Marktniveau, nicht drüber und nicht drunter. Eine Odyssee im Kunstmarkt hat die kolorierte Bleistiftzeichnung „Morgennebel – Böhmische Landschaft“ hinter sich. Bei Christie’s ging sie 2022 zur Taxe von 150.000 US-Dollar zurück. Dann war sie im Antiquariat C.G. Boerner zu haben. Nun konnte das Friedrich-Blatt im Nachverkauf zum untersten Limit von netto 120.000 Euro weitergereicht werden. Laut Pressemitteilung von Karl & Faber geht die Zeichnung, die mit Aufgeld 152.400 Euro kostet, in den internationalen Handel.

Hochpreisige Altmeistergemälde waren in dieser Auktion nicht vertreten. Im fünfstelligen Bereich verkauften sich indessen die Arbeiten von Carl Spitzweg, Wilhelm Leibls Gemälde „Totenkopf“ sowie ein schmales Affenbild von Gabriel von Max. Eine Version des mehrmals ausgeführten „Selbstbildnis vor Staffelei“ des Klassizisten Anton Graff erzielte 50.800 Euro.
Von den umgesetzten 3,3 Millionen Euro fielen fast zwei Drittel auf die Altmeistergrafik. Hier stehen ein Lebenszeit-Abzug von Albrecht Dürers „Wappen mit Totenkopf“ mit 127.000 Euro sowie Martin Schongauers Kupferstich „Madonna mit dem Apfel“ mit 82.550 Euro an der Spitze. Beide Blätter waren jeweils bei 50.000 Euro aufgerufen worden.